Stille ist der neue Luxus Authentische Rückzugsorte für den Urlaub

Mit der CTM findet in Stuttgart am Anfang jeden Jahres die weltgrößte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit statt. Diesmal wurden Authentizität, Ursprünglichkeit und das Naturerleben zu geflügelten Worten auf der Messe. Beispielhaft werden diese Werte im Waldhotel Tann bei Bozen verkörpert.

Experten der Tourismusbranche machten in Vorträgen auf der Messe deutlich, wie die Aussteller die Besucher für sich gewinnen können. Am besten könne man das Lebensgefühl der Reisenden ansprechen, indem man die Authentizität eines Gebiets, einer Stadt oder eines Betriebs herausarbeite. Zu den Regionen, denen das gelungen ist, zählen ohne Zweifel Irland sowie Südtirol.

Nicht zufällig findet sich in Norditalien auch ein Paradebeispiel für das besondere Flair und den speziellen Charakter eines Orts, wo Traditionen gepflegt werden und der dazu noch das verkörpert, was Experten als den neuen Luxus beim Reisen beschreiben: nämlich Achtsamkeit, Stille, Gesundheit und Sinn zu erfahren. Dies alles vereint das auf dem Hausberg von Bozen gelegene Waldhotel Tann (www.tann.it).

Abseits von Hektik und Rennerei

Schon die Fahrt dorthin ist der erste Schritt zur Entschleunigung. Durch viele enge Kurven führt die Straße hinauf auf das Hochplateau, in eine Welt abseits von Hektik und Rennerei. Dort wird das Waldhotel seinem Namen gerecht. Inmitten eines Landschaftsschutzgebietes auf einer Lichtung gelegen, ist hier fast nur das Läuten der Kuhglocken von den Lärchenweiden her zu vernehmen. Wer hier ankommt und im Hotel vom Chef persönlich in Empfang genommen wird, fühlt sich sofort gut aufgehoben und auf Anhieb wohl in einem Ambiente, das eine ganz persönliche Note ausstrahlt.

Eine persönliche Hotelphilosophie

Dahinter steckt eine Philosophie, die das Hotelierspaar Barbara und Markus Untermarzoner in den vergangenen 15 Jahren systematisch und mit viel Geduld entwickelt hat unter dem Motto „licht – luftig – g’sund“. Lange bevor der Wald zum großen Trend geworden ist, hat das Ehepaar diesen ins Zentrum gerückt. So sucht man einen Fitnessraum im Hotel vergebens. Diesen habe man mit dem Wald vor der Tür des Hauses, wo sich zahlreiche Wanderwege kreuzen, sagt der Hotelchef und zählt auf, was alles zur Waldphilosophie gehört. Das reicht von der Waldküche über eine eigene Kosmetiklinie bis zu Bewegungsprogrammen.

Lebendig wird diese Philosophie aber erst durch die Personen. Barbaras Hand ist überall im geschmackvoll und dezent ausgestatteten Haus zu sehen. „Man muss die Liebe zum Detail haben. Meine Frau hat einfach ein Auge für die kleinen Sachen, sie kann mit einem Tannenzweig und einem Stück Holz aus dem Wald etwas zaubern“, erklärt der Hoteldirektor. Hier wirkt nichts aufgesetzt.

Natürliche Geschmackserlebnisse

Ähnlich ist es in der Küche. Barbara kocht intuitiv und ohne Rezept auf höchstem Niveau. „Einmal nimmt sie mehr, ein andermal weniger Salz“, sagt ihr Mann. Das hänge ganz von ihrem Gefühl ab. So zaubert sie mit den Produkten aus der Umgebung ihre Südtiroler Waldküche. Dazu gehört die Pilzsuppe, die mit einem heißen Energiestein aus Porphyr vom Ritten im Teller serviert wird. „Uns macht es Spaß, den Gästen natürliche Geschmackserlebnisse zu bieten“, sagt der Hotelchef.

Das Hotelierspaar Barbara und Markus Untermarzoner (Foto: Rainer Lang).

Beide scheuen den Aufwand für ihre Gäste nicht. Es wäre ihnen nie in den Sinn gekommen, das alte Anwesen abzureißen und stattdessen einen Neubau hinzustellen, obwohl das viel einfacher gewesen wäre. Die Historie macht einen Teil der besonderen Atmosphäre des Hauses aus, in dem sich zum Teil auch die Geschichte Südtirols widerspiegelt.

Von der Schutzhütte zum Vier-Sterne-Haus

Der Name Untermarzoner kommt aus dem Französischen. Im Mittelalter sind Franzosen auf der Suche nach Arbeit nach Südtirol gekommen und besonders ins Eisacktal eingewandert, wo sie sich als Maurer verdingt haben. Der Großvater sei dann als Knecht auf den Ritten gekommen, erzählt der Enkel. Dort, wo heute das Hotel steht, wurde 1924 eine Schutzhütte gebaut, für alle, die zu Fuß oder mit dem Fuhrwerk auf den Ritten brachten und hier übernachten konnten. Die Schutzhütte wurde zur beliebten Einkehrstätte.

1946 übernahmen die Untermarzoners das Gasthaus. Einen Schock erlebte der heute 57-Jährige, als das Haus 1967 abbrannte und die Eltern mit viel Kraft und Energie das Anwesen wieder aufbauten und zu einem beliebten Ausflugslokal machten. Der Sohn half immer mit und besuchte dann selbst eine Hotelfachschule, bevor er 1992 den Betrieb übernahm. 2007 krempelte er alles um, machte aus dem Restaurant einen Hotelbetrieb. Aus einem Zwei- wurde ein Vier-Sterne-Haus mit 27 Zimmern und einem kleinen Wellnessbereich, zu dem neben der Sauna ein bäuerliches Brechelbad gehört, in dem man mit Tannenzweigen schwitzt, sowie das einzige Brotbad in Italien.

Alles ist auf Ruhe angelegt

Das ganze Haus ist auf Ruhe angelegt. Deshalb will die Familie das Hotel nur um acht Zimmer erweitern, damit der Charme der Authentizität nicht verloren geht. Als „besonderer Luxus“ wird der Ort der Stille auf 1500 Metern beschrieben. Von hier aus hat man wie von den Zimmern, der Panoramaterrasse, der verglasten Veranda oder dem Panoramapool mit Solewasser einen atemberaubenden Blick auf das Weltnaturerbe: die Dolomiten.

Zu einem wichtigen Ort ist die 2010 in Erinnerung an Barbaras Mutter errichtete Waldkapelle geworden. „Die Kapelle hat für uns eine sehr große Bedeutung“, betont Markus Untermarzoner. Sie sei fast eine Notwendigkeit, fügt er hinzu. Davor habe das mit der Weihnachtsmette nie so richtig funktioniert. Jetzt gibt es insgesamt fünf öffentliche Messen und eine private für die Familie im Jahr.

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