Patriot jenseits des Mainstream Edward Snowden im Kino als Held der Zivilcourage

Eines der prominentesten Beispiele für Zivilcourage ist aktuell sicherlich Edward Snowden. Oliver Stone zeigt ihn in seinem Kinofilm als Patrioten jenseits des Mainstream. Dabei weitet der Film die „Heldenperspektive“ aber über die Person des  Whistleblowers hinaus, und das ist gut so.

Amerika braucht seine Helden. Alles funktioniert über Vorbilder, Ikonen die etwas abbilden von den Lebensträumen der Vielen. Das zeigen auch amerikanische Filme erfolgreich seit Jahrzehnten. Und Oliver Stone beherrscht sein Handwerk. Sein Thema ist wieder einmal amerikanischer Patriotismus. Und er zeichnet seine Patrioten jenseits des Mainstream. Ein blasser junger Mann, der den amerikanischen Traum gegen den Terror verteidigen will, der seit dem 11. September 2001 beim Anschlag in New York eine symbolische Wunde ins Herz Amerikas gerissen hat.

Als Soldat scheitert Edward Snowden kläglich an einem Beinbruch, den er sich bei einem Sturz aus dem Stockbett zugezogen hat. Aber er hat ein anderes Talent: Computer Science. Da ist er schneller und besser als die Anderen. In Rückblenden wird sein Weg erzählt, die Stationen der Karriere beim Geheimdienst, die den noch nicht 30 Jährigen ins Herz der Überwachungsmacht des Staates führen. Er beginnt zu verstehen, wie diese eigene Welt im Hintergrund der Gesellschaft läuft und ohne Kontrollmechanismen alles weiß und damit auch manipulieren kann. Langsam erwacht das Gewissen und die in Szene Setzung der widerstreitenden Gefühle von Gehorsam, Liebe und moralischer Verantwortung des Gewissens sind wieder klassisches Heldenepos.

Snowden sieht, wie Zerstörung und Tod weltweit mit ferngesteuerten Waffen als Bürojob erledigt werden kann, weil die Ziele aufgrund von Handydaten ins Visier genommen werden. Nachdem er sich entschlossen hat, die Daten aus der NSA-Zentrale zu kopieren und die Mini-SD-Karte in einem Rubik-Cube aus dem Hochsicherheitsgelände geschmuggelt hat, gelingt ihm die Flucht nach Hongkong. Das Hotelzimmer dort und das Interview mit den amerikanischen Journalisten ist die Scharnierstelle des Films, zu der die Geschichte immer wieder zurückkehrt.

Die Zuschauer verstehen nach und nach, dass die zunächst paranoid wirkenden Sicherheitsmaßnahmen, die Snowden im Bezug auf elektronische Geräte anwendet und einfordert, einen sehr realen Hintergrund haben. Und die Heldenperspektive weitet sich vom Fokus des Agententhrillers mit dem Whistleblower als singulärem Protagonisten hin zum Team der Journalisten, die ihr journalistisches Berufsethos daran setzen, die Informationen aus der hermetisch abgesicherten Welt der Geheimdienste zu veröffentlichen, weil nur eine öffentlich geführte Debatte die politische Verantwortung in einer demokratischen Gesellschaft wiederherstellen kann.

So bleibt die Alternative „Patriot oder Verräter“ nicht nur auf die Person Snowdens begrenzt, und das ist gut so. Die Rolle der Medien und die Verantwortung des professionellen Journalismus bleibt eine zentrale Aufgabe für die demokratische Gesellschaft. In einer Zeit, in der amerikanische Präsidentschaftskandidaten von Vorbildern zu Avataren gesellschaftlicher Gruppen zu mutieren scheinen, braucht es den Mut der Vielen, um den Weg zwischen virtueller Wirklichkeit und dem Leben der Menschen offen zu halten.

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