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John Green: Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?

Carl Hanser, 2022, 318 S., 22,00 EUR, E-Book 16,99 EUR

Während der Autor mit seinem Gartenschlauch den Rasen bewässert, erinnert er sich: Jeder Amerikaner nutze zehnmal mehr Dünger und Pestizide für den Rasen, als in der Produktion von Nahrungsmitteln eingesetzt werden. Aus dem Schlauch fließe Trinkwasser. Sähe ein Alien die Freizeitbeschäftigung, dächte er, dass die Leute einer Gottheit opferten. Ein weiterer Gedanke zuckt durch das Gehirn. Das Anthropozän, das neue Zeitalter, in welchem der Mensch derzeit die Welt unwiederbringlich verändere, sei voll Wunder und Schrecken, doch das Denken des Autors reiche nicht aus, Leben und Kosmos zu erfassen.

Erstaunt blickt John Green in die Welt, meist auf kleine, persönliche Erfahrungen. Angenommen, ein Alien würde alle Romane der Welt studieren, er könnte danach kaum den Körpergeruch eines Menschen charakterisieren. Was wäre, wenn ein Duft aus der Welt für immer verschwinden würde? Würden wir die Duftsticker in Toilette und Auto vermissen? „Koffein und Zucker sind zwei der wichtigsten Chemikalien des Anthropozäns“, wird konstatiert. Denn ohne sie gäbe es keine Coca-Cola!

Täglich erfährt Green kleine Apokalypsen. Als Kind betrachtete er mit dem Vater den Kometen Halley, doch als er sich frisch verliebt mit der Liebsten auf die alte Bank im Garten setzte, brach diese unter ihnen zusammen. Der Schimmelpilz und die Termiten hatten für den Ruin gesorgt.

Wie lässt sich der Sinn des Ganzen erfassen? Die Menschen suchten Muster, glaubten die unglaublichsten Geschichten, machten aus Sternen Sternenbilder. Dabei sei die Erde Geologie und ihre Hauptfigur sei das Leben. Manchmal kann Green das Hintergrundrauschen des Anthropozäns spüren. Seine Geschichten suchen nach einem verborgenen Sinn in einer Welt des Sinnlosen. Wer aber wissen möchte, welche Bedeutung Waldmurmeltiere oder Teddybären im Anthropozän spielten, sollte das Buch lesen. Ich gebe dem Buch viereinhalb Sterne.

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