Editorial: Lügen Ausgabe 3/2017

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Tolles Design, würde ich gleich wieder kaufen, perfekter Service,…!“ Solche oder ähnliche Kundenrezensionen finden sich im Onlinehandel zuhauf und sorgen bei den Deutschen für die reinste Kauflaune. Die gleichen Verhaltensmuster finden sich bei Werbeslogans wie „Bioprodukte aus der Region zum Discounterpreis“, „Luxuslimousinen mit Minimalverbrauch“ und nicht zuletzt bei „Zertifikaten, mit denen die CO2-Emissionen von Flugreisen kompensiert werden können“.

Alles Lügen, sagt der gesunde Menschenverstand, denn klar ist, dass bei Kundenbewertungen geschummelt und gelogen wird, billiger regionaler Konsum unmöglich ist, der SUV im Verbrauch höher ist als ein vergleichbares Standardmodell und dass der sauberste Flug immer noch der ist, den man gar nicht erst bucht!

Nicht nur im Konsumverhalten machen die Menschen sich selbst etwas vor. Arist von Schlippe erklärt aus psychologischer Sicht, wie es dazu kommt, dass ein gewisses Maß an Lügen wohl zum Leben gehört, und ersetzt in seiner Analyse das Wort „Lüge“ durch „Selbstbetrug“. Häufig nehmen Menschen eine ganz andere Rolle ein, als es ihrer eigenen Identität entspricht, und spielen sich ein Leben lang etwas vor. Dieses Dilemma zu durchbrechen, erfordert eine wahrhaftige Auseinandersetzung mit sich selbst.

Was kann man wem noch glauben? Gerade jetzt in der Zeit um den Wahlkampf zählen Lügen mehr als Fakten. Das Internet und die Sozialen Medien sind voll von gezielten Falschmeldungen und erfundenen Nachrichten. Trotzdem empfiehlt der Chefsprecher der Tagesschau, Jan Hofer, „juristisch zwischen einer Unwahrheit und der Lüge“ zu unterscheiden, und appelliert, im Geflecht der Medien, die Wahrheit herauszufinden. Gleichzeitig warnt er davor zu denken, dass eine gegenteilige Meinung eine Falschinformation sei. Auch Stefan Marschall fordert auf, sich nicht durch falsche, maschinell generierte Aussagen manipulieren zu lassen, und erhofft sich ein neues Zeitalter, in dem mit Informationen kritisch umgegangen wird, denn schließlich gehören „zu einer Lüge immer zwei: einer, der lügt … und einer, der sich belügen lässt.“

Auch für Christen ist es nicht einfach, immer bei der Wahrheit zu bleiben. So beschreiben Anne und Nikolaus Schneider ihre ganz persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Lügen zwischen Krankheit und Tod. Sie machen Mut, sich auch mit schmerzlichen Situationen ehrlich auseinanderzusetzen und am christlichen Glauben festzuhalten.

Und genau das braucht unsere Gesellschaft: aufrichtige, medienkompetente und glaubwürdige Menschen, denen christliche Werte wichtig sind, damit auch in Zeiten der Bundestagswahl den Fake News keine Chance gegeben wird!

Mit sommerlichen Grüßen aus der Redaktion

Andrea Wenz

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