Martín Caparrós: Der Hunger »Wie zum Teufel können wir weiterleben, obwohl wir wissen, dass diese Dinge geschehen?«

Suhrkamp Verlag, Berlin , 844 S., 29,95 EUR (auch als E-Book)

„Jeden Tag sterben auf der Welt 25.000 Menschen an Ursachen, die mit dem Hunger zusammenhängen“, schreibt der Argentinier Martín Caparrós im Vorwort über die Gründe, die ihn bewogen haben, das Buch zu schreiben. Sein Buch ist eine Art Reise durch die Hungerzonen der Welt. Der engagierte Journalist und Schriftsteller beginnt damit, im Niger, die „Strukturen des Hungers“ aufzuzeigen. Er zeichnet konkret das Leben der Familien auf den Dörfern in einem der ärmsten Länder nach. Kaum einer der Leser wird wissen, dass das Land sehr stark vom Klimawandel betroffen ist, die Wüsten sich deshalb ausdehnen und es immer schwieriger wird, sich von Landwirtschaft zu ernähren.

Über Bangladesch, Indien, sein Heimatland Argentinien geht es in den Südsudan. Dies ist nicht nur der jüngste Staat Afrikas, sondern auch ein Land, das kurz nach seiner Gründung schon wieder zu zerbrechen droht. Das Buch gibt erschreckende Einblicke in die Welt des Hungers. Caparrós zieht auch den Sinn der humanitären Hilfe der reichen Länder in Zweifel. Das was im Buch ausführlich dargestellt wird, ist ein Stoff, vor dem schon mancher kapituliert hat.

Aber Caparrós gibt sich nicht damit zufrieden, dass hunderte Millionen Menschen weltweit hungern. Zum Schluss sagt er: „Es gilt darüber nachzudenken, wie eine Welt aussehen könnte, die uns nicht mit Scham, Schuldgefühlen oder Mutlosigkeit erfüllt – und nach Möglichkeiten zu suchen, wie man das erreichen kann“. Zwar bleibt Caparrós vielfach sehr lange bei der Beschreibung, während der Leser auf Konsequenzen wartet. Aber das kann auch als Strategie des Autors gedeutet werden, seine Leser zur Eigeninitiative anzustacheln.

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