Valentin Beck: Eine Theorie der globalen Verantwortung Was wir Menschen in extremer Armut schulden

Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, 350 S., 17,00 EUR (auch als E-Book)

Etwa 10 Prozent der Weltbevölkerung lebt in extremer Armut. Auch wenn sich dieser Anteil in den vergangenen zwanzig Jahren in etwa halbiert hat, sind dies immer noch über 700 Millionen Menschen. Valentin Beck geht in seinem ursprünglich als Doktorarbeit entstandenen Buch der Frage nach, was dies in moralischer Hinsicht für Menschen bedeutet, die im Wohlstand leben. Inwiefern sind sie für die Not der anderen mit verantwortlich?

Beck hält zur Beantwortung dieser Frage die Korrektur einiger gewöhnlicher Moralvorstellungen für dringlich: Zum einen argumentiert er dafür, dass allgemeinmenschliche Verantwortung, die Menschen als Menschen über alle Grenzen hinweg verbindet, nicht weniger schwer wiegt als besondere Verantwortung, die auf persönlicher Nähe und Gruppenbeziehungen beruht. Aus Gründen der Humanität wie der Gerechtigkeit könne die ferne Armut Menschen in den wohlhabenden Ländern deshalb nicht unberührt lassen. Zum anderen betont Beck die Bedeutung „struktureller Verantwortung“, die im gewöhnlichen Moraldenken gegenüber der „interpersonellen Verantwortung“ zu kurz komme, gerade in der vernetzten Weltgesellschaft aber immer wichtiger werde. Ihr könne man freilich nicht mehr als Einzelner im direkten Gegenüber, sondern nur noch als politisch engagierter Akteur gerecht werden.

Am Ende sieht man das globalethische Problem aufs Feinste seziert mit weitgehender Zustimmung vor sich liegen und bleibt doch in gewisser Weise ratlos zurück: Gesetzt, dass damit globale Verantwortung für alle vernünftigen Menschen als erwiesen gelten kann – in wie vielen Fällen wird das reichen, um Menschen auch zur tatsächlichen Übernahme solcher Verantwortung zu bewegen?

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