Editorial: Bertha von Suttner und der Pazifismus Ausgabe 4/2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Erscheinen dieses Heftes fällt mitten in die diesjährige Friedensdekade unter dem Motto „Befreit zum Widerstehen“. Ein besseres Umfeld könnte man sich für ein Heft zu Bertha von Suttner und zum Thema Pazifismus kaum vorstellen. Die Redaktion hatte sich ja entschieden, 2014 jedes Heft einer einzelnen Person zu widmen. Bertha von Suttner wurde ursprünglich aus Anlass ihres diesjährigen 100. Todestages ausgewählt. Durch die Diskussion um Waffenlieferungen im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ hat das Thema Pazifismus, für das Bertha von Suttner mit ihrem Aufruf „Die Waffen nieder!“ programmatisch steht, aber auch tagespolitisch neu an Aktualität gewonnen.

Die Beiträge dieses Heftes zeigen nicht nur, wo und wie sich heute an von Suttners pazifistisches Engagement anknüpfen lässt, sondern auch wo uns die aktuelle politische Situation neu zum Nachdenken über das Recht und die Begründungen pazifistischer Konzepte zwingt: Marita Hecker stellt Bertha von Suttner in ihrem historischen Kontext und in ihrem entschiedenen Kampf für den Frieden vor, Margot Käßmann begründet, warum sie diesen bis heute für vorbildlich hält. Um die pazifistischen Thesen der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden hat sich jüngst eine intensive öffentliche Debatte entwickelt, die Rainer Lang nachzeichnet und kritisch kommentiert und in die sich Hermann Preßler mit seinem „Zwischenruf“ selbst einschaltet. Bertram Salzmann schlägt den Bogen vom Pazifismus-Konzept von Suttners bis zum christlichen Pazifismus unserer Tage und fragt, ob Christen Pazifisten aus Prinzip sein müssen. Karen Hinrichs schließlich zeigt am Beispiel des friedensethischen Konsultationsprozesses in der Badischen Landeskirche, wie sich christliche Pazifismus-Konzepte heute gemeinschaftlich entwickeln und kirchenpolitisch umsetzen lassen.

Das Thema, soviel lässt sich absehen, wird uns weiter intensiv beschäftigen. Auch Bertha von Suttner wusste, dass sie einen langen Atem brauchte. Ich wünsche mir, dass mit den Beiträgen dieses Heftes nicht nur die Diskussion in der Evangelischen Akademikerschaft, sondern auch darüber hinaus gefördert wird.

Es grüßt Sie
Ihre

Dorothee Teschke

Zum Weiterlesen

Schreiben Sie einen Kommentar