Stichwort: Ableismus Diskriminierung von Menschen mit Behinderung

Ableismus ist ein für viele recht neues, aber sehr wichtiges Konzept: Wir reduzieren Menschen im Alltag auf ihre (fehlenden) Fähigkeiten und diskriminieren so vor allem Menschen mit Behinderung.

Der Begriff „Ableismus“ bezeichnet die Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten (von englisch „to be able“ = „fähig sein“). Es können also alle Menschen von Ableismus betroffen sein. In höherem Maße leiden Menschen mit Behinderung unter diesem Konzept. Der Begriff „Ableismus“ greift aber wesentlich weiter als „Behindertenfeindlichkeit“, denn diese suggeriert, man müsse einfach nur seine Haltung in eine „behindertenfreundliche“ umändern. Ableismus reicht tief in gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse hinein, untermauert soziale Ausgrenzungstendenzen und Vorurteile. Besonders im Gesundheitswesen und geradezu verheerend im psychiatrischen Bereich sind ableistische Tendenzen institutionalisiert.

Rebecca Maskos, die sich als freie Journalistin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit vielen Jahren mit dem Thema Behinderung aus den Perspektiven der Behindertenbewegung und der Disability Studies beschäftigt, berichtet auf ihrer Webseite: „Entstanden in der englischsprachigen Behindertenbewegung, wird der Begriff erst seit etwa zehn Jahren auch in Deutschland genutzt.“

Schon die Einteilung der Menschen in Kranke und Gesunde, Behinderte und Nichtbehinderte ist ableistisch. Offenbar brauchen wir die Abwertung (krank, behindert), um eine Norm des Gesunden, Nichtbehinderten zu etablieren. Menschen können wegen des Fehlens bestimmter Fähigkeiten abgewertet oder trotz des Fehlens bestimmter Fähigkeiten aufgewertet werden. Letzteres ist beispielsweise der Fall, wenn Menschen mit Behinderung für alltägliche Dinge übermäßig gelobt werden. Offene behindertenfeindliche Abwertung oder Anfeindung ist leichter zu erkennen als Ableismus durch Aufwertung. Obwohl es meist „gut gemeint“ ist, ist dieses Verhalten dennoch grenzverletzend und übergriffig.

Barrieren, wie das Fehlen von Rollstuhlrampen an Gebäuden, zu hohe Stufen und Bordsteinkanten oder Duschwannenränder, zu enge Türrahmen oder das Fehlen von Aufzügen sind Beispiele für den alltäglichen Ableismus in unserer Gesellschaft. Die Mehrheitsgesellschaft interessiert sich kaum für die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen (egal welcher Art). Sie werden nicht mitgedacht und daher auch nicht berücksichtigt. Geld für Gebärdendolmetscher bei Veranstaltungen oder Texte in einfacher Sprache werden daher eher selten zur Verfügung gestellt, dabei wären diese Maßnahmen wichtig für die Teilhabe.

Von Ableismus Betroffene werden nicht als Gleichwertige und -berechtigte wahrgenommen. Behinderung ist also eher ein Menschenrechtsthema als ein medizinisches oder soziales Problem. Der Wert von Menschen mit Einschränkungen scheint ein geringerer zu sein, daher werden diese Menschen und ihre Bedürfnisse in unserer Gesellschaft kaum berücksichtigt. Aber wer kann den Wert eines Menschen ermessen?

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