Hans-Martin Barth: Selbstfindung und christlicher Glaube

Claudius Verlag, 2017, 160 S., 16,00 EUR

Mit den ersten Worten formuliert Hans Martin Barth pointiert die Thematik seines Buches: „Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Selbststeuerung, Selbstoptimierung – und christlicher Glaube, wie geht das zusammen?“ (S. 7). Bis zum Schluss verfolgt der Marburger Theologe die Frage, wie das „Segel“ (um mit einer seiner Lieblingsmetaphern zu sprechen) des menschlichen Ich dazu kommt, sich zu „entfalten“ und Fahrt ins Leben hinein aufzunehmen.

Ausgangspunkt allen geistlichen Wachstums ist die Selbsterkenntnis des Menschen, dass er an der „Sünde der Selbstentfremdung“ leidet (59ff). Hier zeigt sich der theologische Duktus H.M. Barths, für den wahre „Selbstverwirklichung“ nicht im Menschenwerk besteht, sondern in der „Selbstverwirklichung der Liebe Gottes“ im, mit und durch den „sündigen“ Menschen: „Gott will uns gelten lassen, ohne dass wir etwas oder uns selbst geltend machen. Dass Gott uns unsere Geltung zuspricht, bedeutet das Ende unserer eigenen Geltungsansprüche und den Anfang einer neuen Vertrautheit mit uns selbst und miteinander“ (S. 61).

Der Aufbau der Veröffentlichung folgt einer Systematik aus Bausteinen, die von anthropologischen und philosophisch-humanwissenschaftlichen Fragen (Konzeptionen der Selbstverwirklichung) über theologische Themen im engeren Sinne (Sünde und Selbst; Gott – Symbol und Inbegriff der Selbstverwirklichung) bis hin zu praktisch-anleitenden Hinweisen („Authentisch leben“) führt.

Barths Buch ist mehr als eine „erbauliche Schrift“, in der ein späträsonierender Dogmatiker, altersweise geworden, niveauvoll geistliche Lebenshilfe gibt. Es ist verständliche Theologie, allen kritisch Denkenden sehr empfohlen – ob sie sich (noch) in einer verfassten Kirche verorten oder darüber hinaus.

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