epubli, Berlin, 2024, 379 S., 17,99 EUR
Der Roman bietet über 379 Seiten hinweg Einblicke in hierzulande eher unbekannte Facetten des zeitgenössischen Judentums in Israel.
Der öffentlich gefeierte jüdische Schriftsteller Elisha Milgroim nähert sich christlichen Kreisen in Jerusalem und schwankt sein Leben lang zwischen Christentum und Judentum – ohne allerdings zu konvertieren. Seine Lebensgefährtin Naomi Salkinson ahnt davon und erwirbt aus Liebe eine Grabstätte für ihn – auf dem christlichen Friedhof in Jerusalem. Im Alter wendet sich Elisha Milgroim schließlich wieder ganz dem jüdischen Glauben zu. So scheint für die Öffentlichkeit alles wieder in Ordnung zu sein.
Als er während eines Aufenthaltes in Polen unerwartet verstirbt, beginnen dramatische Entwicklungen. Denn er wird – den Eigentumsverhältnissen entsprechend – in seinem Grab auf dem christlichen Friedhof von Jerusalem beigesetzt. Die Beerdigung dieses berühmten Juden in christlich gesegneter Erde bewirkt einen Aufschrei in der Öffentlichkeit und es rumort erheblich in den Medien, in Familie und Freundeskreis. Ein Jahr später spitzen sich die Debatten derart zu, dass eine Handvoll Freunde beabsichtigt, seinen Leichnam zu exhumieren und in den jüdischen Friedhof zu transferieren – wegen der generell gebotenen Totenruhe ein problematisches Unternehmen. Ob der Plan umgesetzt wird?
Ein spannender Roman, der Einblicke in gesellschaftliche Entwicklungen Israels, die Medienwelt und in besondere Merkmale von jüdischen Lebensweisen bietet. Meisterhaft wird von familiären und amourösen Verwicklungen des Protagonisten erzählt – gestaltet in Gesprächen, die dicht und nahezu atemlos aufeinander folgen und die Spannung auf das weitere Geschehen erhöhen.
Der Autor Chaim Be’er, Jahrgang 1945, lehrte hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität im Negev in Be’er Sheva und hat zahlreiche Romane, Gedichte und Essays veröffentlicht. Ins Deutsche übertragen wurde der Roman von Daniel Maoz, wohnhaft im Saarpfalzkreis.