Arbeit Ausgabe 1/2025

„Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber vom Ledig- und Müßiggehen kommen die Leute um Leib und Leben; denn der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen“ (Martin Luther)

Liebe Leserin, lieber Leser!

Fachkräftemangel und Entlassungen, längere Lebensarbeitszeit und befristete Projektarbeit, Vier-Tage-Woche und explodierender Krankenstand: Die Arbeit, wie wir sie kennen, scheint in der Krise zu stecken!

Die Veränderung der Arbeitswelt in der Informationsgesellschaft hat neue Organisationsformen, neue Produkte und Orte geschaffen, der Arbeitsmarkt ist global geworden. Es gibt scheinbar immer weniger zu tun für immer weniger Menschen. Ist gar ein Ende der „Arbeitsgesellschaft“, wie sie Hannah Arendt prognostiziert hat, in Sicht? Und würde dieses Ende neue Freiheiten schaffen, würde das antike und mittelalterliche Ideal der „Muße“ eine nachindustrielle Neuauflage erleben, oder würde es nur neue gesellschaftliche Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten produzieren? Und hat mit dem Wandel der Arbeitswelt auch das berühmt-berüchtigte „protestantische Arbeitsethos“ ausgespielt, das in der beginnenden Neuzeit die Arbeit zum eigentlichen Sinn und Inhalt des Lebens erhoben und damit dem Kapitalismus kräftigen Rückenwind verliehen hat?

Die Reformation kann jedenfalls als der stärkste Motor unseres modernen Arbeitsverständnisses betrachtet werden: „Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen“. Doch nun scheinen dem Vogel die Flügel gestutzt. Was kommt danach? Wie könnte eine neue, humane, menschen- und umweltgerechte Arbeitswelt aussehen, die genügend Raum lässt für „Muße“, für Kreativität, für soziales Miteinander? Und welche Ethik könnte das alte protestantische Arbeitsethos ablösen, ohne die hohe Wertschätzung menschlichen Gestaltens und „Machens“ aufzugeben? Denn Arbeit hat ja – auch nach der Vertreibung aus dem Paradies – mit Erfüllung, mit Stolz und Freude zu tun!

Die Beiträge in diesem Heft versuchen eine kritische Bestandsaufnahme der Transformation der Arbeitswelt in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, und sie versuchen auch, die Potentiale, die in einer veränderten Sicht auf die Arbeit liegen, herauszuarbeiten und zu würdigen.

Ein herzlicher Dank geht an alle Autorinnen und Autoren, die in dieser Zeit der Veränderung und Verunsicherung Orientierungshilfen zu einer Neubewertung der Arbeit geben wollen.

Das Redaktionsteam wünscht Ihnen eine anregende Lektüre mit der nötigen Muße!

Elke Münster

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