Editorial: Deutschland und Israel Ausgabe 1/2015

Liebe Leserinnen und Leser,

am 27. Januar hat die „Lügenpresse“ (Nazi-Jargon) an die fürchterliche Realität, das Symbol (für das, was der Mensch dem Menschen in abgründigster Abscheulichkeit zufügen kann) und die Befreiung von Auschwitz (durch die Rote Armee) erinnert. Durch ausführliche Dokumentationen und Analysen. Und uns zum Rückblick und zur Mittrauer eingeladen.

Vier Tage später starb Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker 94-jährig in Berlin. Als er 1985 zum 8. Mai 1945 sprach und die Kapitulation „einen Tag der Befreiung“ nannte, befreite er die Deutschen zugleich zu einer pointierten Weise der nach-denkenden Erinnerung. Weizsäcker war zweimal Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, zuletzt von 1979 bis 1981.

Mit einem denk-würdigen Jubiläumsthema befassen sich auch die evangelischen aspekte im Schwerpunkt: 50 Jahre israelisch-deutsche Beziehungen, angebahnt durch Konrad Adenauer und Ben Gurion und 1965 vertraglich besiegelt. Beigetragen dazu haben auch die Diskussionen und Forderungen auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag von 1961, wie Martin Stöhr, einer der frühen Protagonisten des jüdisch-christlichen Dialogs, in diesem Heft berichtet. Welcher umstürzende Bewusstseinswandel sich im Verhältnis zwischen Deutschen und Israelis seither vollzogen hat, beschreiben der Jerusalemer Journalist David Witzthum („Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher“) und der rheinische Theologe Rainer Stuhlmann. Letzterer begegnet Israelis, die ausgerechnet in Deutschland – PEGIDA hin, PEGIDA her – lernen möchten, was es bedeutet antirassistisch zu sein.

Über eine Partnerschaft zweier Schulen in Marbach und im Norden Israels schreibt unser neues Redaktionsmitglied, die Gymnasiallehrerin Ulrike Theurer – und bringt zur Sprache, wie heftig deutsche und israelische Schülerinnen miteinander über den palästinensisch-israelischen Konflikt diskutieren können.

In der Theologischen Werkstatt eröffnet Manfred Schütz eine neue Reihe über das Verhältnis der Theologie zu anderen Wissenschaften. Diesmal geht es um die Linguistik, wie sie Ludwig Wittgenstein versteht – und die (theologische) Worte auf die Goldwaage legt: „Gegenstand der Theologie ist der religiöse Sprachgebrauch.“ Die neue Serie Bibel und Bild löst die Rubrik Zum Tage ab, und im Panorama erweitern wir unser Informationsangebot für Sie.

Sollten Sie diese und andere Artikel im Heft mit Gewinn und Freude lesen, dann hätte die Redaktion es verstanden, Ihre Erwartungen umzusetzen, die in der Auswertung der Leserumfrage kommentiert werden.

Wenn Sie Mitte Mai die nächste Ausgabe der evangelischen aspekte bekommen werden, ist das Frühjahr da, und der Kirchentag in Stuttgart steht nahe bevor. Bis dahin schon mal alles „Kluge“ und Gute,

Ihr
Hermann Preßler

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