„Ok Boomer“, diese Phrase gewinnt im Wortschatz der Generationen Y und Z (Jahrgänge von ca. 1981 bis 2009) in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Meist wird sie verwendet, um auf eine Aussage von eine*r Babyboomer*in (die Jahrgänge von ca. 1955 bis 1968) ablehnend und oft auch abwertend zu reagieren. Damit steht diese Phrase sinnbildlich für den Konflikt der Generationen.
Die Themen, entlang denen sich Generationenkonflikte erstrecken, sind u.a. Klimaschutz, Rente, Ehrenamt und vor allem die Arbeitswelt. Als jemand, dessen Geburtsjahr an der Grenze der Generationen Y und Z liegt, erlebe ich den Generationenkonflikt häufig. Beide Seiten machen einander Vorwürfe. So heißt es z.B., den Babyboomern sei das Klima egal und die Jungen wollten sich nicht mehr engagieren. Dabei versuchen auch viele Babyboomer, mehr Rad statt Auto zu fahren. Und die junge Generation engagiert sich, ist aber zahlenmäßig viel kleiner und bis zur Familiengründung oft sehr mobil. Temporäre Ehrenämter sind für sie daher deutlich attraktiver als eine Verpflichtung auf mehrere Jahre. Mir persönlich ermöglichen hybride Arbeitsweisen übrigens, dass ich seit zehn Jahren im Vorstand eines Vereins tätig sein kann.
In der Arbeitswelt wissen wir Jungen, dass wir dringend gebraucht werden. Die Worte „Fachkräftemangel“ und „Transformation“ begleiten uns meist schon seit der Schulzeit. Ob Rechtschreibreform, Umstellung auf G8, die Einführung des Euros und 9/11, bei manchen der Mauerfall – all diese Veränderungen passierten, als wir sehr jung waren, und waren dadurch für uns „normal“. Das prägt wahrscheinlich den Blick auf Veränderungen. Veränderung ist die Normalität der jungen Generation. Zumindest legen verschiedene Studien nahe, dass die Generationen Y und Z Veränderungen offen gegenüberstehen, während etwa die Hälfte der Babyboomer Angst vor Veränderungen hat. In der Arbeitswelt fordern junge Menschen oft Veränderungen vehement ein. Ihre Haltung zu den Arbeitszeiten ist hier besonders auffällig. Die junge Generation arbeitet öfter Teilzeit und gilt daher bei den Babyboomern als faul. Warum? Meine These ist, wir haben die Generationen vor uns bis zur Erschöpfung arbeiten sehen und wünschen uns mehr Zeit für uns und die Familie. In kirchlichen Berufen ist der Konflikt in der Arbeitswelt besonders stark, weil die Nachwuchszahlen nicht nur aufgrund der niedrigeren Geburtenrate, sondern auch durch die geringere religiöse Sozialisation weiter gesunken sind. Da gehen Pfarrer*innen und Kantor*innen in den Ruhestand, die froh waren, wenn sie damals wenigstens eine halbe Stelle bekamen oder die sich als Ehepaar eine Stelle teilen mussten – während jetzt eine Generation kommt, deren Seminare an den Universitäten hin und wieder ausfallen, weil sich zu wenige Teilnehmer*innen gefunden haben.
Wie können wir den Kreislauf an gegenseitigen Vorwürfen beenden? Ich rate zu einem offenen Dialog. Wenn die Generationen die Bedürfnisse, Erfahrungen und Perspektiven der anderen verstehen, kann die Zusammenarbeit viel besser funktionieren. Das geht am besten ohne Phrasen wie „Ok Boomer“ oder „Stell dich nicht so an! Du kannst froh sein, überhaupt einen Job zu haben“. Wir können viel voneinander lernen und Gemeinsamkeiten entdecken. Die Teilzeit wird gerade z.B. bei der jungen Generation und bei den Babyboomern (oft als Altersteilzeit) immer beliebter. Ich persönlich bin froh über meine Freundschaften mit Menschen unterschiedlichster Generationen.