„Ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20)
Mit Erinnerungen ist es so eine Sache. Wir erinnern viel Schönes, aber oftmals auch vieles, was uns gar nicht gut tut. Was dieser damals sagte und wie jene uns damals nicht beachtete. Wie jene Situation eskalierte und wie enttäuscht wir damals waren. Viele Erinnerungen tragen wir als Ballast mit uns herum und obwohl wir wissen, dass uns diese Erinnerungen gar nicht gut tun, werden wir sie nicht los. Heilsam ist es da, wo wir verzeihen und vergessen können, weil dann ein Neuanfang möglich ist und Wunden heilen können.
An der Taufstelle „Yardenit“ am Jordan nahe des See Genezareth erinnern sich täglich Pilgerinnen und Pilger an ihre Taufe oder lassen sich taufen. Es ist eine idyllische Anlage. Ein Fluss, der je nach Jahreszeit mehr oder weniger Wasser führt, die Hänge bepflanzt mit bunten Blumen und allerlei schattenspendenden Bäumen. Für die Tauferinnerungsfeste und die Taufen sind kleine Bereiche abgeteilt, mit je eigenem Zugang zum Fluss. Ein gut durchdachter Laden, in dem sich allerlei als Mitbringsel und Erinnerungsstück kaufen lässt.
Natürlich ein großer Kontrast zu der Taufstelle an der Jesus sich vor 2000 Jahren von Johannes dem Täufer taufen ließ und doch ist da etwas, was das damals und das heute verbindet.
Wir taufen, gleich an welchem Ort auf der Welt, weil das Taufen eine lange Tradition hat. Jesus wurde selbst getauft und dann hat er uns dazu aufgefordert auch zu taufen. So heißt es im Taufbefehl, wie ihn Matthäus aufgeschrieben hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“
Und dann kommt das, woran wir uns als Getaufte immer erinnern können und sollen: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Was für eine Zusage, was für ein Versprechen.
Das ist es, worauf es ankommt. Dass unser Dreieiniger Gott immer bei uns ist. Alle Tage. Täglich, stündlich, minütlich, sekündlich. Immer. Und sogar dann, wenn die Welt einmal zu Ende geht. Wenn wir uns daran erinnern, in den guten und den schweren Momenten unseres Lebens, dann können wir alles in einem anderen Licht betrachten. Mit seiner Hilfe, ist es auch möglich, dass wir schlechte Erinnerungen verarbeiten und dann vergessen können. Weil seine Liebe und Zuwendung zu uns alles andere relativiert.
Wir müssen nicht bis zum Jordan reisen, um uns an unsere Taufe zu erinnern. Das geht immer und überall. Vielleicht auch mit den Zeilen des Lieds von Johann Jakob Rambach:
„Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;
ich bin gezählt zu deinem Samen,
zum Volk, das dir geheiligt heißt;
Ich bin in Christus eingesenkt,
ich bin mit seinem Geist beschenkt.“