Alt und verstaubt. Kann man damit noch „rechnen“? Bibel und Bild zur Losung des 1. Dezember 2016

Bleibe in der Unterweisung, lass nicht ab davon; bewahre sie, denn sie ist dein Leben. (Sprüche Salomos 4,13)

Wieso wecken Worte, die vor Jahrtausenden den – mit aller Vorsicht gesagt – rechten Weg wiesen, heute in mir so zwiespältige Gedanken? Bleiben kann man nur, wo man schon ist. Also muss die Unterweisung schon wirksam angekommen sein. Bleibe in der Unterweisung!

Hohe Ansprüche stellt das Buch der Sprüche: „Zu lernen Weisheit und Zucht und zu verstehen verständige Rede, dass man annehme Zucht, die da klug macht, Gerechtigkeit, Recht und Redlichkeit; dass die Unverständigen klug werden und die Jünglinge vernünftig und besonnen“ (1,2). Uralte Grundsätze: Welcher Deutung oder Umdeutung bedürfen sie, um auf der Höhe der Zeit zu sein oder doch in diesem Sinn wahrgenommen zu werden?

Was uns unaufhaltsamer Fortschritt dieser Tage (statt eines besseren Lebens!) beschert, sind trübe bis böse Nachrichten. Das drückt die Stimmung. So wird es in Zeiten wie diesen gern angestimmt: das Klagelied über den Werteverlust. Sach- und Geldwerte werden gut bewacht und im Ernstfall auch irgendwie ersetzt. Aber die immateriellen Werte sind plötzlich weg! Da fällt jedem was ein: Ehrlichkeit, Toleranz, Mut, Anstand, Hilfsbereitschaft, Tüchtigkeit, Sauberkeit. Diese Werte werden offenbar nicht mehr vermittelt. Der Jugend nicht und reiferen Jahrgängen scheinen sie auch mit wachsender Geschwindigkeit abhanden zu kommen. Da hat doch jemand versagt!

Wertvermittlung wäre Aufgabe der Kirche gewesen! Also darf in den Wunschkatalog – als Konzession und Ansporn – an die so Gescholtene („Versagerin“) auch noch „eine gesunde Religiosität“ aufgenommen werden. Als Hausmittelchen, nicht ernsthaft auf Dauer, nur bis die akuten Probleme behoben sind. Aber nun muss sie auch was tun!

Dabei ist die Behauptung, es gäbe keine Wertvermittlung mehr, völlig aus der Luft gegriffen. Werte werden vermittelt – mit teuflisch wirksamen Methoden und Instrumenten. Nicht die Werte, die ich mir wünschte. Nein, Nicht- und Anti-Werte werden vermittelt – gnadenlos. Wenige Blicke ins Internet oder ins Fernsehen genügen:

  • Du selbst bist Maßstab aller Dinge. Jeder ist sich selbst der Nächste. Was ist schon ein Menschenleben wert!
  • Nimm, was du kriegen kannst! Alles ist gut, wenn‘s Geld bringt. Erwartbare Folgen: Kälte, Ellbogengesellschaft, Gewaltbereitschaft, Ausländerfeindlichkeit.

Das ist deine Chance, Kirche! Vermittle du wieder Werte! Schön allgemein. Werte halt. Aber Gott und Glauben lass in der Mottenkiste, sowas stört nur.

„Bleibe in der Unterweisung, lass nicht ab davon; bewahre sie, denn sie ist dein Leben.“ Diese Unterweisung verträgt kein Hau-Ruck-Prinzip. Sie braucht die eindeutige Entscheidung und den langen Atem bei der Umsetzung. Und sie will vorgelebt sein.

Die Adventszeit ist in christlicher Tradition eine Zeit der Buße, der Umkehr also. Fehler einsehen, ehrlich umkehren. Zurückkehren in die Unterweisung – so wird sie „dein“, so wird sie mit Gottes Hilfe unser Leben.

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