So viel Widerstandskraft, wie wir brauchen Bibel und Bild zur Losung des 1. März 2016

Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN harret! (Psalm 31,25)

Ein westafrikanisches Sprichwort sagt:  „Wenn Gott Menschen bestrafen will, dann gibt er ihnen alles, was sie sich wünschen!“ Was natürlich nichts speziell mit Afrika zu tun hat. Wenn man uns fragen würde, würden wir alle uns ein schmerzfreies, enttäuschungsfreies Leben wünschen – und wissen doch aus Erfahrung, dass Reifer-Werden nur möglich ist, wenn wir unsere Täuschungen verlieren, also ent-täuscht werden. Und dass, wenn unsere Zähne nicht schmerzen würden, wir kein Warnsignal hätten, das uns davor behütet, dass unser ganzer Körper vergiftet wird.

Der Psalm 31, der in der Aufforderung „Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des Herrn harrt!“ gipfelt, ist durchzogen von Erfahrungen schmerzlicher Realität – Verfolgung, Krankheit, Einsamkeit –, von dem Gebet, doch daraus befreit zu werden, und der Zuversicht, dass Gott den Beter damit nicht allein lässt. Dieser Psalm enthält solche wundervollen Sätze wie:  „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und „Meine Zeit steht in deinen Händen“ – Ausdruck von Urvertrauen, das man sich nicht selbst schaffen kann.

Damit sagt er nicht: „Egal, was passiert, es ist alles letztlich zu unserem Besten!“ Diese abgeklärte Schlussfolgerung mag man am Ende eines Lebens ziehen. Psalm 31 tut das nicht. Er bringt zur Sprache, was wehtut, was fehlt, was belastet: er klagt. Und hält doch zugleich immer die Möglichkeit offen, dass auch dann, wenn wir uns verlassen fühlen, Gott uns auf eine andere Weise begleitet, als wir uns träumen lassen. Gott bewahrt auch die, die ihm vertrauen, nicht vor dem Leiden, aber er kann Menschen im Leiden vor der Verzweiflung bewahren. Das ist unsere Zuversicht.

Auf unser eigenes Leben bezogen kann „des Herrn harren“ nicht heißen, die Hände in den Schoß zu legen. „Unverzagt sein“ heißt auch, den Mut zu haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen! Im eigenen Lebensbereich und in der gesellschaftlichen Verantwortung. Angesichts dessen, was in diesem Jahr vermutlich auf uns zukommt bzw. uns seit dem vergangenen Jahr begleitet – die Europa-Krise, der Krieg in Syrien und der daraus resultierende Andrang von Flüchtlingen, die Zunahme rechtspopulistischer Bewegungen in ganz Europa, um nur einige überpersönliche Problembereiche zu nennen – mag einen schon der Mut verlassen. Angela Merkels „Wir schaffen das!“ ist ja längst der Devise gewichen, die Anzahl von Asylbewerbern vor allem zu reduzieren. Was heißt da „unverzagt sein“?

Dietrich Bonhoeffer schrieb 1942: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“ Da leuchtet auch die Möglichkeit auf, dass uns Kräfte zuwachsen, von denen wir vorher nichts ahnten. Und die vielleicht ganz unwahrscheinlich waren: wie die Kraft des zarten jungen Löwenzahns der durch den sonst von schweren LKWs überrollten Asphalt bricht – was man nicht glauben würde, wenn man es nicht selbst gesehen hat.

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