Anno Mungen: Hier gilt’s der Kunst Wieland Wagner 1941–1945

Westend 2021, 160 S., geb. 18,00 EUR, eBook 14,99 EUR

Der Musik- und Theaterwissenschaftler Mungen beschreibt die Einheit von Oper und Politik bis 1945. Barrierefrei zu lesen auch für Menschen, die weder Opern-Kenner noch -Liebhaber sind, aber wissen, wie schwer sich auch die Nachfahren Richard Wagners (1813–1883) taten, ihre enge Beziehung zu Adolf Hitler und anderen Nazigrößen nach 1945 kritisch zu reflektieren. Mungens Buchtitel: Richard Wagners Satz aus seiner Oper Die Meistersinger. Gewählt, um deutlich zu machen, unter welchem Vorzeichen 1951 die Festspieltradition („Neubayreuth“) ins Licht der Unschuld gerückt wurde – allein der Kunst verpflichtet: „Man entzieht sich der politischen Verantwortung…, und das enge Verhältnis Wieland Wagners zum ›Nazismus‹ … wird weder ihm noch den Festspielen oder dem Rest der Familie schließlich schaden“ (S. 150).

Mungen beleuchtet die Rolle des Wagner-Enkels Wieland in den Kriegsjahren, der zusammen mit Bruder Wolfgang die Festspielleitung 1951 übernahm, und der mit dem „Führer“ – Freund der Eltern – familiär vertraut war: „Der engagiert sich für ihn, … schanzt ihm Aufträge zu, stellt ihn vom Militär frei und lässt sich von ihm fotografieren“ (S. 23). Der Wagner-Clan zeigte sich dafür mit seinem gelebten Antisemitismus erkenntlich. Mitglied der Familie war schließlich auch der englische Gelehrte Chamberlain, Schwiegersohn von Richard und Cosima Wagner, der mit seiner Rassentheorie „die nationalsozialistische Überzeugung der Wagners“ (S. 41) begründete.

Mungen führt eine Reihe von Beispielen für die ideologische Vereinnahmung der Oper an, so erwähnt er eine Rede von Robert Ley anlässlich der Festspiele 1942, wonach Der Ring des Nibelungen „ein Bollwerk gegen die jüdisch-kapitalistische Weltherrschaft“ (S. 54) sei.

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