Stefan Eikemann: Der Spielraum des Paares Wagnis und Entwicklung in der Paartherapie

Auer Verlag 2016, 217 S., 24,95 EUR (auch als E-Book)

Das Buch des in Bozen lebenden Paartherapeuten Stefan Eikemann ist keine Ratgeberliteratur. Der Autor nimmt die Leser*innen vielmehr mit hinein in seine Geschichte der noch vergleichsweise jungen systemisch psychotherapeutischen Disziplin, die er im Zusammenhang einer Berufserfahrung von mehr als zwei Jahrzehnten Paartherapie zwischen Italien und Deutschland reflektiert. Paartherapeuten kurieren ja keine psychischen Erkrankungen, sondern versuchen, Paare dabei zu unterstützen, neue Wege zu wagen. Beide Partner haben ja zugleich ihre eigene persönliche und ihre gemeinsame Geschichte.

Die besondere Situation von Paaren besteht darin, dass sich zwei Individuen mit den jeweiligen Systemen ihrer Herkunftsfamilien begegnen. Das seit den 1970er Jahren in der westlichen Kultur prägend gewordene Konzept der Selbstverwirklichung ist im Zusammenhang der Paarbeziehung besonders spannend, weil sich hier Erwartungen und Bedürfnisse positiv ergänzend aber auch negativ konkurrierend entfalten können.

Eikemann nutzt Elemente der Spieltheorie, um mit Paaren deren eigene Spielräume zu betreten. Das Spiel der Bedeutungen kann neue Räume für die Beziehung und für die eigene und die gemeinsame Geschichte erschließen. Wer sich von den manchmal theoretischen Reflexionen des ersten Teils nicht abschrecken lässt und neugierig bleibt auf den Verlauf des Buches, wird im zweiten Teil mit sehr verständlichen Beispielen aus der Praxis der Paartherapie belohnt, die vielleicht sogar unverhoffte Ratgeberqualitäten für eigenes Verhalten und eigene Lebensgeschichte haben können.

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