Verkündigung Ausgabe 4/2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Nichts ist ohne Sprache“, weiß schon die biblische Tradition. Eine zugenagelte Türe spricht für sich. Der Mittelklasse-Wagen sendet eine Botschaft. Der Duft frischgebackener Brötchen macht eine klare Ansage. Und wenn sich mein Gegenüber auf eine Frage stumm abwendet, sagt selbst dieses Schweigen etwas aus.

„Nichts ist ohne Sprache“, wenn ich aber die Bedeutung der Sprache nicht kenne, bleibt mir fremd, was da gesagt wird, sagt der Text 1Kor 14,10. Erschließt sich mir dagegen eine fremde Sprache, öffnet sich eine neue bisher unbekannte Welt: Es geht bei Gottes Sprache, der „Verkündigung der Kirche“ also immer auch um ein Welt-übersetzen und um Sprache-Lernen.

Auch wenn derzeit viel von Distanz zur Institution Kirche zu hören ist: Auf die Frage „Glauben Sie an (einen) Gott?“ antworten kontinuierlich 60 bis 67 Prozent in Westdeutschland mit „Ja“! In Ostdeutschland sind es immerhin noch um die 25 Prozent, was nach zwei aggressiv atheistischen Diktaturen sogar als hoher und stabiler Wert zu bezeichnen ist, finde ich (Quellen: Kantar/Statista). Übrigens ist es eine klassische Falschmeldung, dass weniger als 50% der Deutschen Kirchenmitglieder und also in der Minderheit seien. Denn das gilt, will man die Zahlenspiele überhaupt mitmachen, nur wenn man 2-4 Millionen Gast-Flüchtlinge mitzählt, aber zugleich Freikirchen, Orthodoxe … zu „Nichtkirchen“ erklärt.

Auf der Suche nach zeitgemäßem Sprechen übersetzt die neue Basisbibel bei Psalm 90 Vers 1: Gott, „ein Versteck bist du für uns gewesen von Generation zu Generation“, wo andere Übersetzungen Wohnung, Hort oder Zuflucht haben. Was die Sache aktuell besser trifft? Mögen Sie für sich entscheiden! Jedenfalls scheint der Gottesglaube nach wie vor etwas zu sein – mal versteckt, mal wie ein Adlerhorst mit weiter Aussicht, mal Schutz bietend, mal als vergnügt bewohnbare Behausung –, das sehr vielen etwas sagt.

Also: „Rede, dass ich dich sehe!“ Wenn nachfolgend die Sprache tätiger Diakonie (N. Gillenberg), die Wirkung der Musik (J. Arnold), sprechende Gebäude (U. Böhme), u.v.m. thematisiert werden, dann spricht daraus sicher anderes und mehr als eine seit langem zugemauerte Tür. Es ist begehbar… und es lässt sich sogar „darin wohnen“. –

Dieses Editorial kann nicht enden ohne Gruß nach Saarbrücken in den verdienten nun auch redaktionellen Ruhestand an unser langjähriges Redaktionsmitglied Hermann Preßler, dem die evangelischen aspekte viel verdanken.

Mit herzlichen Grüßen aus der Redaktion

Manfred Schütz

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