Kirche und Kunst Ausgabe 3/2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kunst hat oft etwas Verstörendes, Irritierendes oder zumindest in Frage Stellendes an sich. Kunst erweitert Horizonte. Kunst erfreut aber auch. Sie hat etwas Erhebendes. Sie schmückt und verziert. Oder setzt gar in Bewegung.

Eine bewusste Entscheidung der Redaktion war, in diesem Heft über Kunst und Kirche nur die bildenden Künste in den Blick zu nehmen. Sie werden in dieser Ausgabe also wenig über die Lyrik von Nora Gomringer finden oder die Prosa von Sibylle Lewitscharoff – obwohl Literatur natürlich auch Kunst ist. Auch nichts über modernes Theater. Nichts über Max Reger oder Hanns Dieter Hüsch. Wiewohl Musik und darstellende Künste bis hin zur Klein- und Konzeptkunst natürlich alles auch Formen von Kunst darstellen.

Kunst, hatten wir gesagt, bewirkt eine Neuausrichtung. Eine Umkehrung der Sinne und des Blicks: Man sieht etwas Anderes oder etwas anders als zuvor, vielleicht sogar gänzlich neu. Kunst enthält so immer auch ein richtungsgebendes, ein Impulse setzendes Moment.

Ob sie darin schon von sich aus eine Schnittmenge zur Theologie hat? Nicht immer, nicht prinzipiell oder kategorisch, aber zumindest optional?

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ sagte Joseph Beuys. „Jeder Mensch ist Theologe“ heißt es in kirchlichen Lehrbüchern. Bei beiden Sätzen wird man einschränkend hinzufügen dürfen: entweder ein guter oder ein schlechter…

Während für manche Künstlerinnen und Künstler ihr Werk dezidiert mit Nachahmung des (oder eines) göttlichen Schöpfungsprozesses zu tun hat, ist für andere wiederum der qualitative Unterschied zwischen kreativem Neuerschaffen und menschlichem Tun unüberbrückbar. So war Kirche durch alle Jahrhunderte stets auch ein großer Kunst- und Kultur-Träger, doch etliche Künstler machen um den Kirchturm einen seeehr weiten Bogen. Von Gott ist (erstmal) überhaupt keine Rede. Lassen wir uns überraschen.

Es grüßt Sie aus der Redaktion

Manfred Schütz

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