Unermüdlich auf der Suche Bibel und Bild

Suche Frieden und jage ihm nach. (Psalm 34,15)

Ein guter Freund ist unermüdlich auf der Suche nach Bildern vom Frieden. Jedes Jahr schickt er uns einen Kalender mit Friedensbildern und lässt uns so an seiner Suche teilnehmen. In diesem Jahr findet sich darin auch ein Bild aus einer Bäckerei in Speyer, das unverkennbar im vergangenen Jahr aufgenommen wurde, aber schrecklicherweise immer noch aktuell ist. „Brot statt Bomben“ hat der Freund als Titel dem Bild beigegeben.

Dieses Suchen des Freundes nach Friedensbildern hat mir den Vers aus Psalm 34 in Erinnerung gerufen. 2019 war er auch Jahreslosung. In der Bibel steht er nicht nur im AT, auch in 1. Petrus 3,11 ist er zu finden, verbindet Altes und Neues Testament, als sollte er uns damit noch eindrücklicher werden.

Der Psalmvers ist eine Antwort auf die Frage nach dem richtigen Leben, den guten Tagen. Er steht im Zusammenhang mit andern Antworten auf diese Frage, wie Leben gelingen kann: Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach.

Im Kontext dieses Heftes und der Frage nach der Nächstenliebe steht nun natürlich auch der Zusammenhang von Nächstenliebe und Feindesliebe in der Diskussion. Kann man oder muss man nun doch auch sogar in Kriegszeiten von Feindesliebe sprechen?

Jenseits aller theoretischen Abstraktionen ist dies wahrscheinlich notwendig, damit noch ein letztes Maß an Menschlichkeit gewahrt bleibt. Angesichts so vieler Hasstiraden in der Welt, die ja nicht nur den persönlichen Umgang betreffen, sondern geradezu zur Signatur politischen Redens geworden sind, ist die Erinnerung an das Doppelgebot der Liebe, das zur Feindesliebe noch erweitert wird, ein wirklicher Anstoß zum „Jagen nach dem Frieden“. Dabei ist das kein Rezept zum Frieden schaffen. Aber es ist eine bleibende Erinnerung, die heute nötiger denn je ist.

Diese Erinnerung müsste eigentlich die Signatur des Christseins in unsrer Gegenwart werden. Unerbittlich hält sie uns vor, was zum das Christentum Auszeichnenden gehört: die Ablehnung und Überwindung der Feindbilder, wo immer sie auftreten. Zweifellos ist das das Schwierigste, wenn die Fronten verhärtet sind. Ob im gesellschaftlichen Diskurs, wie wir das gerade bei der Klimafrage erleben oder gar im festgefahrenen Stellungs-Krieg mit den schrecklichen Folgen des unablässigen Tötens.

Die Banderole um das Brot mit den Farben der Ukraine macht ja nur Sinn mit der Abbildung der Friedenstaube, dem Symbol der schutzlosen Feindesliebe. Wie gefährdet ist der Flug dieses Friedenssymbols? Hat es überhaupt eine Chance angesichts der tödlichen Waffen, die von allen Seiten drohen?

Christen halten aus in solcher Gefährdung, unermüdlich auf der Suche nach dem Frieden. Weil sie in Jesus Christus selbst solches Aushalten in größter Gefährdung sehen: sein Weg bis ans Kreuz war allezeit für die Christen ein Bild des Sieges über die tödliche Drohung menschlicher Schuldverstrickungen. Die Feindesliebe wird zum wahrhaften Zeugnis in der Nachfolge Jesu Christi. Und das hat unsre Zeit nötiger denn je.

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