Wer ins elsässische Kaysersberg kommt, stößt unweigerlich auf die Spuren des berühmten deutsch-französischen Humanisten, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährt. Aber auch an anderen Orten ist Albert Schweitzer präsent.
Der Geburtsort Kaysersberg
Schweitzers Geburtshaus in Kaysersberg ist mit einem Schild kenntlich gemacht. Sein Vater ist in dem Ort Pfarrer gewesen. Man findet dort auch ein modernes Museum, das in einer ansprechend gestalteten Ausstellung ausführlich über Leben und Wirken des Arztes, Theologen und Philosophen informiert. Ein Besuch lohnt sich!
Die meisten Touristen wählen Kaysersberg nicht als Ziel, um mehr über Schweitzer und die Umgebung zu erfahren, in der er aufgewachsen ist. Die Gäste interessieren sich meist eher für die pittoreske Szenerie mit den historischen Fachwerkgebäuden sowie die elsässische Küche, die hier mit einer ganzen Reihe von Spitzenköchen vertreten ist. Umso erstaunter ist mancher, am Wegesrand Gedanken und Sprüche Schweitzers zu entdecken. So wird man auf dem etwas beschwerlichen Weg zur Burgruine oberhalb der Stadt begleitet von den Weisheiten Albert Schweitzers.
Es ist eine gute Idee der Kommune, auf diese niedrigschwellige Weise den unterschiedlichsten Personen den Friedensnobelpreisträger nahezubringen. Das Elsass ist ohnehin eine beliebte Urlaubsregion für deutsche Touristen, bekannt für Wein und Genuss. Und im Urlaub haben die Menschen auch Zeit für einen Museumsbesuch. Ohnehin werden die wenigsten nach Gabun reisen und dort in Lambarene den zum Museum umgestalteten historischen Teil des Geländes der heute noch im Geiste Schweitzers arbeitenden Klinik zu besuchen.
Gunsbach, Straßburg und Grimmialp
Eine weitere Station im Elsass ist Gunsbach, wo Schweitzers Vater bis 1925 fünfzig Jahre lang Pfarrer war. In dem 1928 erbauten früheren Haus Schweitzers, wo er sich von seiner Tätigkeit in Afrika erholte, befindet sich heute ein Archiv und ein Museum. Erhalten geblieben sind rund 10.000 eigene Briefe und ca. 70.000, die er erhalten hat. Auch Manuskripte und Predigten gehören zu den aufbewahrten Dokumenten, ebenso wie Zeitungsausschnitte, Dias, Filme, Tonband- und Videokassetten sowie Schallplatten. Von der L’Association Internationale pour l’œuvre du Docteur Albert Schweitzer de Lambaréné (AISL) wurde auch das Alte Pfarrhaus erworben.
Der Albert-Schweitzer-Weg führt anhand von 16 Tafeln auf den Spuren Albert Schweitzers durch das Dorf Gunsbach und auf den Katzenrain. Am Weg befindet sich auch ein von dem Künstler Fritz Behn geschaffenes Monument aus dem Jahr 1969. Auch Straßburg war eine wichtige Station Schweitzers. Dort hat er studiert und war Vikar an der Nikolaikirche. Ebenso wird in der Schweiz an den bekannten Arzt und Theologen erinnert. Am 1. August 2013 wurde ein fünf Kilometer langer Albert-Schweitzer-Rundweg eröffnet. Ausgangspunkt ist das Kurhaus Grimmialp, wo Schweitzer seine Ferien verbrachte.
Schweitzers Haus in Königsfeld
Auch in Deutschland gibt es genügend Spuren und Gedenkorte, die man bei Besuchen kennenlernen kann. Da ist zum Beispiel Königsfeld im Schwarzwald. Schweitzer zog 1923 in den für sein Heilklima bekannten Ort. Bewohnt wurde das vom Historischen Verein Königsfeld geführte Haus vor allem von seiner Frau Helene und Tochter Rhena, die die Zinzendorfschulen der Herrnhuter Brüdergemeine in Königsfeld besuchte.
Schweitzer erinnerte sich gern an seine Zeit im Schwarzwald: „Die Zeit in Königsfeld war die schönste meines Lebens: In Königsfeld konnte ich ruhig arbeiten, hatte eine Orgel, konnte im Wald gehen, hatte viele Freunde. Tief bewegt mich, dass meine Weltanschauung der Ehrfurcht vor allem Leben ihren Weg in der Welt macht. Mit dieser Philosophie habe ich mich schon in Königsfeld beschäftigt, im Walde von Königsfeld.“
Albert-Schweitzer-Gedenkstätten in Weimar

Obwohl der Urwalddoktor niemals selbst in Weimar gewesen ist, hat ihn die Stadt der deutschen Klassiker mit einem Denkmal geehrt. Als Theologe, Philosoph und Humanist war er natürlich geistig eng mit den Weimarer Klassikern verbunden. Das Denkmal, das 1968 auf Initiative der Ost-CDU auf dem Kegelplatz errichtet wurde, gehört zu den ersten weltweit. Schweitzer genoss in der ehemaligen DDR hohes Ansehen, weil er von dort ausgehende Friedensinitiativen unterstützte.
Das Albert-Schweitzer-Denkmal zeigt die lebensgroßen Bronzefiguren eines afrikanischen Mädchens, den Urwalddoktor mit Tropenhut und eine afrikanische Mutter, die ein Kind auf dem Arm hält. Auf der steinernen Bodenplatte sind die Lebensdaten Schweitzers zu lesen. Das von dem Bildhauer Gerhard Geyer entworfene Denkmal wurde von der Leipziger Firma Noack gegossen. Daneben ist dem Humanisten auch ein Haus gewidmet, das Anfang der 1980er Jahre vom 1963 gegründeten Albert-Schweitzer-Komitee erworben wurde.
Dieser Verein hat das ebenfalls am Kegelplatz gelegene ehemalige Wohnhaus des Märchendichters Carl Musäus (1735–1787) zur Schweitzer-Gedenkstätte gemacht, die eine Ausstellung beherbergt sowie eine Albert-Schweitzer-Bibliothek mit Archiv. In dem Haus werden Konzerte, Lesungen und Vorträge veranstaltet.
Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum in Offenbach
Wer sich ein umfassendes Bild von der Persönlichkeit machen will, ist beim Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum in Offenbach am Main richtig. Es gibt hier ein Museum, eine Bibliothek, ein Archiv und eine Mediathek sowie Angebote für Schüler, Studierende und Lehrende. Orgelkonzerte in Verbindung mit Vorträgen, Lesungen oder Themengottesdiensten haben im Jubiläumsjahr einen besonderen Stellenwert. Als Organist und Bachinterpret war Albert Schweitzer international hoch anerkannt. Seine friedensethische Neuinterpretation des Bachschen Werkes gewinnt in unserer heutigen friedlosen Zeit eine herausragende Bedeutung und Aktualität, heißt es auf der Homepage des Zentrums: „Es ist gerade die Musik, die vielen Menschen jeden Alters Albert Schweitzer, sein Wirken und Nachwirken im Lichte der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben nahe bringen kann“.
Aktuelle Jubiläumsprojekte
Daneben sind die Albert-Schweitzer-Schulen aufgerufen, sich mit Jubiläumsprojekten zu beteiligen. „Vor allem für Kinder und Jugendliche gibt die Bedeutsamkeit und Aktualität von Albert Schweitzers ethischem Denken und Wirken eine zukunftsweisende Lebensorientierung“, schreiben die Verantwortlichen. Auch die rund 130 Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in ganz Deutschland erinnern an den Humanisten. Im Jahr 1957 erfolgte im baden-württembergischen Waldenburg die Gründung des ersten Albert-Schweitzer-Kinderdorfs durch Margarete Gutöhrlein. Für dieses übernahm Albert Schweitzer persönlich die Patenschaft. Daraus entwickelte sich ein deutschlandweites Netzwerk.
Weitere Informationen zu den Gedenkorten finden sich unter folgenden Links: www.centreschweitzer.org; www.museeprotestant.org; www.albert-schweitzer.ch; www.albertschweitzer-haus.de; www.albert-schweitzer-heute.de