Tod und Jenseits Ausgabe 4/2023

Liebe Leserinnen und Leser,

der November ist die Zeit der dunklen Tage. Das gilt nicht nur, weil die Dämmerung jeden Abend früher hereinbricht. Es gilt auch im Hinblick auf zwei Gedenktage in der zweiten Monatshälfte: Volkstrauertag und Totensonntag. Das Gedenken an die Verstorbenen hat hier im Jahreszyklus seinen festen Platz. Viele Menschen, die in den letzten Monaten Angehörige verloren haben, werden in diesen Tagen von der Trauer neu erfasst. Und am Volkstrauertag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt, wie sie nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch gegenwärtig in der Ukraine und in Israel wie auch an vielen anderen vergessenen Kriegsschauplätzen der Erde zu beklagen sind.

Titelseite "evangelische aspekte" 4/2023 mit Bild von Andreas Felger
© des Titelmotivs: Andreas Felger Kulturstiftung, www.af-kulturstiftung.de

Ein aspekte-Heft zu Tod und Jenseits passt in diese Zeit. Weniger hingegen auf den ersten Blick vielleicht das helle, farbenkräftige Titelbild dieser Ausgabe. Es stammt vom 1935 geborenen Künstler Andreas Felger, der seit 1973 Mitglied der Jesus-Bruderschaft ist, einer christlichen Kommunität im hessischen Kloster Gnadenthal. Wir danken der Andreas Felger Kulturstiftung für die Abdruckgenehmigung – und haben sogar ausnahmsweise unsere Titelblattgestaltung leicht angepasst, damit das Bild ohne überlappenden Hefttitel voll zur Geltung kommt.

Felgers Ölgemälde von 2011 trägt den Titel „Credo II – Schöpfer des Himmels und der Erde“ – es ist also ein ins Bild gefasstes Glaubensbekenntnis. Die untere der beiden dargestellten Halbkugeln lässt sich mit der Erdkugel, die obere mit einer jenseitigen Sphäre wie dem Himmelreich assoziieren. Im Schnittbereich beider Kugeln, der mehr als ein Berührungspunkt ist, hat Andreas Felger das Auge als Symbol für Gott platziert.

Sie werden die Vorstellung von diesen unterschiedlichen und doch nicht gänzlich getrennten Sphären in mehreren Beiträgen dieses Heftes wiederfinden. Gibt es einen „Himmel auf Erden?“, fragt z.B. Raphael Zager in seinem Beitrag und diskutiert spirituelle Zugänge zum Jenseits. Mit Nahtoderfahrungen als „Stippvisiten im Jenseits“ und möglichen Erklärungsmodellen dafür beschäftigt sich Ina Schmied-Knittel. Und Bertram Salzmann beleuchtet mit dem Reich des Himmels, dem Reich des Todes und dem kommenden Reich Gottes gleich drei unterschiedliche Vorstellungen vom „Jenseits“.

Wenn über das Jenseits gesprochen wird, ist der Tod nur einen spaltbreit entfernt – oder nicht? Was trägt die Beschäftigung mit Tod und Jenseits eigentlich für unser Leben im Hier und Jetzt aus? Sibylle Rolf stellt dazu einige biblisch-theologische Überlegungen vor. Ralf Michal, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e. V., beschreibt im Interview, welche Dynamik er im Bestattungswesen und welche Beharrungskräfte er bei den Kirchen beobachtet. Thorsten Benkel schließlich beleuchtet die besondere Nähe von Musik und Tod.

Das Jenseits ist eine Reise ins Unbekannte. Lassen Sie sich in diesem Heft gedanklich ein Stück auf diese Reise mitnehmen. Mögen dabei nicht nur die dunklen Töne zur Geltung kommen, mit denen der Tod so oft einhergeht, sondern wie in unserem Titelbild auch die lichten und kräftigen Farben. So wünschen wir uns als Redaktion, dass mit diesem Heft nicht nur neue Blickwinkel auf den Tod und das Jenseits, sondern auch auf das Leben eröffnet werden, und Sie darin Hoffnung und Trost erfahren.

Laura Brand

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