Johann Anselm Steiger / Ricarda Höffler (Hg.): Das Jüngste Gericht in den Konfessionen und Medien der Frühen Neuzeit

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023, 433 S., 65,00 EUR

Der Kirchenhistoriker Johann Anselm Steiger und die Kunsthistorikerin Ricarda Höffler stoßen mit dem jüngst herausgebrachten Tagungsband die notorisch vernachlässigte Forschung zur Rolle des Jüngsten Gerichts in der Frühen Neuzeit an. In insgesamt 15 Fallstudien rücken Historiker verschiedenster Disziplinen die vielseitigen Ausdrucksformen des Jüngsten Gerichts zwischen 1500 und 1800 in den Blick – wortwörtlich. Der Sammelband bietet zahlreiche anschauliche Beispiele und Bildmaterial.

Hinsichtlich der Medien wird der Band seinem im Titel zur Geltung kommenden Anspruch gerecht. Die Fallstudien beleuchten Altarkunst, Musik, Rechtstexte, theologische Schriften, Theater und viele weitere Kulturzeugnisse. Es bleibt dem Urteil des Lesers überlassen, ob die medialen Darstellungen allgemeine Rückschlüsse auf Konfessionskulturen erlauben. Allerdings liegt das evangelisch-lutherische Christentum im Zentrum der Untersuchungen. Medien vorreformatorischer oder römisch-katholischer Tradition werden am Rande erwähnt, während Darstellungen des Jüngsten Gerichts etwa in reformierten oder täuferischen Bekenntnisgruppen – bedauerlicherweise – nahezu unerwähnt bleiben.

Kirchliches Liedgut, sakrale Kunst oder theologische Texte der Frühen Neuzeit transportieren die frühneuzeitliche Apokalyptik in die Gegenwart unserer evangelischen Landeskirchen. Die Darstellungen des Jüngsten Gerichts sind damit auch heute immer noch bedeutender Teil der kirchlichen Praxis und Umwelt. Steiger und Höffler haben einen lesenswerten Sammelband herausgebracht, der die historische Medialität des Jüngsten Gerichts an Beispielen erschließt und uns damit ein Stück christlicher Kultur näherbringt.

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