Matthias Haudel: Theologie und Naturwissenschaft Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis

Vandenhoeck & Ruprecht / utb 2021, 486 Seiten, kartoniert, 24,90 EUR, eBook 19,99 EUR

Hintergrund von Matthias Haudels kenntnisreichem Studier-Buch zur Notwendigkeit und zum Stand des Dialogs zwischen Naturwissenschaft und Theologie ist die aus der Balance geratene, vom Menschen mit seinen naturwissenschaftlich dominierten Machbarkeiten umgestaltete Welt. Dabei hat sich die Theologie im 19. Jh. auf ihre vermeintlich eigentlichen Themen wie das religiöse und sittliche Bewusstsein zurückgezogen. Doch als Anfang des 20. Jh. das naturwissenschaftliche Weltbild aus sich heraus durch die Entwicklung von u.a. der Quantentheorie revolutioniert und überraschend unanschaulich wurde, stellte sich erneut die Frage nach der einen, umfassenden Wirklichkeit.

Im Dialog geht es nun um eine Neuausrichtung, von welcher Seite welcher Beitrag zum angemessenen Verständnis dieser einen Wirklichkeit erwartet werden kann. Die Grundhaltung des Buches ist: Mehr Bescheidenheit in Bezug auf die Erklärungsmacht naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Und mehr Relevanz den theologischen Einsichten für die Deutung der einen Wirklichkeit. Diese nimmt die Theologie – im Unterschied zur Naturwissenschaft – als Ganze in den Blick, erahnt dabei Gott zunächst nur aus der erkennbaren Selbsttranszendenz von Kosmos und Mensch und gewinnt durch Gottes Selbsterschließung in Christus Gewissheit. Diese Gewissheit ist freilich nicht von der Art eines immer nur vorläufigen Bescheidwissens, wie es die Naturwissenschaften erarbeiten, sondern „wird zum daseinsbestimmenden Vertrauen, wenn sich der Mensch im Glauben existenziell darauf einlässt“ (S. 104).

Wer sich auf dieses gut strukturierte Buch einlässt, unternimmt eine Bildungsreise mit mühevollen Anstiegen und lohnenden Ausblicken.

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