Wo ist der Regenbogen? Bibel und Bild

Hans Baldung Green: Die Sintflut

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (1.Mose/Genesis 1,31)

Ja, Gott hatte es gut gemeint mit seiner Schöpfung. Aber dann die große Enttäuschung: Als der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den Herrn, dass er den Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmert ihn in seinem Herzen, und er sprach. Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. (Gen 6,5-7).

Und er macht Ernst damit! Um der Bosheit der Menschen willen ist er gewillt, sein ganzes Schöpfungswerk mit in den Abgrund zu reißen. Das Bild Die Sintflut von Hans Baldung Green aus dem Jahr 1515 führt uns das in seiner ganzen Dramatik vor Augen. Da gibt es kein Entrinnen. Ob groß, ob klein, ob Mann, ob Frau oder Tier, alle kämpfen in nackter Verzweiflung um ihr Leben. Selbst das Baby in der Wiege bleibt nicht verschont. Nur Noah fand Gnade vor dem Herrn, denn er war ein frommer Mann und ohne Tadel. Um seinetwillen gibt Gott seiner Schöpfung noch einmal eine Chance. Es sind wenige Menschen und Tiere, die das Privileg haben, die Katastrophe zu überleben. Sie haben sich in der Arche verbarrikadiert. Niemand sonst hat eine Chance, da noch hineinzukommen. Immerhin: Mit den Menschen in der Arche und ihren Nachkommen und allen Tieren, die nach der Sintflut aus der Arche gegangen sind, will Gott einen neuen Anfang machen. Er richtet mit ihnen einen Bund auf, und zwar so, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll, durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe. (Gen 9,11).

Ein erstaunlicher Sinneswandel. Sein Entschluss steht zwar fest: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, aber es bleibt dabei, das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. (Gen 8,21). Gott ist da illusionslos. Aber diese Erkenntnis hält ihn nicht davon ab, deshalb seine ganze Schöpfung noch einmal aufs Spiel zu setzen. Als Symbol dafür hat Gott den Regenbogen gesetzt, der dafür sorgen soll, dass er selbst sich für alle Zeiten an diese Zusage erinnert. Vieles spricht dafür, dass wir im 21. Jahrhundert das Versprechen Gottes verspielen: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Gen. 8, 22).

Können wir ein zweites Mal auf eine Arche hoffen, wenn wir selbst es sind, die durch unsere Art zu leben und zu wirtschaften eine neue Sintflut herbeiführen, die das alles in Frage stellt? Und selbst wenn es so wäre? Kann es sein, dass die Menschen im reichen Norden der Erdhalbkugel darin einen bequemen Platz finden, während alle anderen, die draußen bleiben müssen, der Vernichtung zum Opfer fallen, zu deren Ursachen sie am wenigstens beigetragen haben?

Verkehrte Welt: Die Noahs dieser Welt ersaufen, die Umweltfrevler überleben. Es wird höchste Zeit, dass auch wir uns durch den Regenbogen erinnern lassen an den Bund, den Gott einst mit Noah geschlossen hat, und unserem Teil der Verantwortung für die Bewahrung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung gerecht werden.

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