Anne und Nikolaus Schneider: Vom Leben und Sterben Ein Ehepaar diskutiert über Sterbehilfe, Tod und Ewigkeit

Neukirchener Verlag, 2019, 153 S., geb. 14,99 EUR, E-Book 11,99 EUR

Der Begriff ist zwar etwas abgenutzt, aber er charakterisiert treffend ein Theologenehepaar: Anne und Nikolaus Schneider stehen für Authentizität. In ihrem jüngsten Buch diskutieren die Theologin und der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über Sterbehilfe, Selbstbestimmung und Menschenwürde im Gespräch mit dem Journalisten Wolfgang Thielmann.

Das Thema begleitet und betrifft das Ehepaar seit vielen Jahren. 2005 starb ihre jüngste Tochter Meike mit nur 22 Jahren an Leukämie. 2014 erkrankte Anne Schneider an einer aggressiven Form von Brustkrebs. Dies veranlasste Schneider, alle seine Ämter in der EKD niederzulegen.

Schon damals hat Anne Schneider eine kontroverse Debatte ausgelöst. Auch fünf Jahre nach der Krebsdiagnose sagt sie: „Ich plädiere für die rechtliche Möglichkeit eines ärztlich assistierten Suizids“. Menschen sollten ihr Leben in einer menschenwürdigen Weise beenden können, sagt sie. Nikolaus Schneider bleibt bei seinem grundsätzlichen Nein. Für ihn ist hier die „Tabugrenze“ erreicht. Er würde aber immer noch seine Frau aus Liebe beim Suizid begleiten und ihr die Hand halten. Anne Schneider warnt heute davor, nicht schon bei der Diagnose an Selbsttötung zu denken.

Hier zeigt sich die menschliche Tiefe des Gesprächs, das auf 150 Seiten das Ringen der beiden wiedergibt. Schneider gibt der Liebe vor dem Dogma den Vorrang und vertraut dabei auf Gott. Seine Frau fordert von ihrer Kirche „mehr Mut zur protestantischen Freiheit und zur Vielstimmigkeit in ethischen Fragen“. Das Buch sollte ein Anstoß sein, in der Kirche offener und ohne Tabus über die letzten Fragen zu sprechen.

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