Kathrin Passig / Sascha Lobo: Internet Segen oder Fluch

Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, (Rowohlt Berlin Verlag), Bonn 2012, 320 Seiten, 4,50 bzw. 19,99 Euro

Das zu besprechende Buch hat es nicht nur zu einer Sonderausgabe der Bildungszentrale für politische Bildung (bpb), sondern auch in den Bestand von Universitäts-Bibliotheken geschafft (von dort stammt auch das hier rezensierte Exemplar). Schon dieser Umstand sagt einiges über den Inhalt und über den Stand der Debatte aus, von dem die rund 300 Seiten starke Abhandlung berichtet.

Dass das Internet für die einen eher Fluch, für andere eher Segen ist, verrät bereits der Titel (kein Fragezeichen). In sechzehn Kapiteln gehen die Autoren den Vorteilen und Nachteilen des neuen Mediums nach. Kathrin Passig und Sascha Lobo sind ein eingespieltes Team. Die Lektüre gestaltet sich sehr flüssig. Sowohl für Netz-Optimisten wie für Netz-Skeptiker halten die Verfasser passende Argumente bereit.

Auf Lobo, auch sonst ein interessanter Kopf der Internet-Szene, dürften inhaltlich dabei viele der gesellschaftsanalytisch angehauchten Passagen zurückgehen, während Passig als Trägerin des Ingeborg-Bachmann-Preises gewiss an der sprachlichen Finesse besondere Verdienste hat. Einfallsreich sind beide.

Welche Chancen oder Risiken bietet also das Internet? Genau diese Frage stellt sich der Leser die ersten vier bis fünf Kapitel. Denn statt eines Einstiegs medias in res, überraschen die Autoren mit weit ausholenden Erwägungen: Technischer Fortschritt habe bisher stets zu Weltuntergangs-Beschwörung oder zu übertriebenen Hoffnungen geführt – als Beispiel werden Eisenbahn, die euphorische Begrüßung des Telegraphie- sowie des Radio-Zeitalters genannt. Das alles sei also nichts Neues. Solcherart geläutert, geht es gewissermaßen vorurteilsfrei in die inhaltliche Auseinandersetzung. Spätestens mit Kapitel acht gewinnt die Internetdebatte an Fahrt. Urheberrecht, Qualitätsfragen, Informationsflut: An Reizthemen ist wenig Mangel.

Passig und Lobo haben viel Wissenswertes zusammengetragen, allein dafür hat die Mühe sich gelohnt. Gleichzeitig bietet das Buch wenig netzaffinen Lesern einen guten Einstieg, um sich klar zu machen, was es mit dem neuen „Gesellschaftsbetriebssystem“ (Titel eines IBM-Vortrags) alles auf sich hat.

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