Urlaubsfeeling ohne Reisestress Fantasie als Inspirationsquelle für entspannende Momente

Hat der Urlaub am Strand oder die Reise in bekannte Städte angesichts von Hitzeperioden und Klimakrise noch eine Zukunft? Ist es da nicht besser zu Hause zu bleiben? Aber gerade dem Alltag will man ja entfliehen, ihn mit einem Highlight unterbrechen und total entspannen.

Die Deutschen sind nach Corona wieder im Reisefieber. Mehr als die Hälfte hat dieses Jahr eine Reise geplant, mehr als 40 Prozent mit Zielen im Ausland. Doch dort steht die Urlaubswelt in Flammen, wie erschreckende Berichte aus Griechenland oder Tunesien zeigten. Gibt es auch bei den Urlaubstrends eine „Zeitenwende“?

Urlaubsziele ohne Zukunft

Hitzerekorde wurden aus Italien und Spanien gemeldet. Bei Temperaturen bis zu 45 Grad wird jeder Schritt zur Qual. Im Freien kann man sich dann kaum noch aufhalten. „Wenn es so weitergeht, werden diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft mehr haben“, twitterte Karl Lauterbach aus Bologna und handelte sich damit kräftige Kritik ein. Weder die Reiseunternehmen noch die Touristen wollen sich von den bisher gewohnten Wegen verabschieden, trotz der dramatischen Bilder von Gästen, die vor Waldbränden fliehen und evakuiert werden müssen.

Der Süden brennt. Millionen von Touristen sind betroffen. Kann in dieser Situation die Fantasie zu einem probaten Vehikel werden, um zumindest ein Stück weit Ersatz zu schaffen. Diese lässt sich nämlich jederzeit auf dem eigenen Balkon oder im eigenen Garten aktivieren. Dazu hat jüngst die Techniker Krankenkasse unter dem Motto „Die Fantasiereise: der Zufluchtsort“ angeregt. Denn dies sei ein Ort, „der immer offensteht“, heißt es.

Die Alternative: Urlaub im Kopf

Dahinter steckt eine populäre Methode der Entspannungs- und Meditationstechnik: Man soll sich einen Ort vorstellen, an dem man sich zufrieden und geborgen fühlt, wie ein Zimmer, eine Landschaft, ein Ort, an den man gehen würde, wenn man ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit haben will. Oft ist dies bei einer Fantasiereise an den sonnigen Strand oder in den ruhigen Wald möglich.

Mit dem Schließen der Augen beginnt die Abkehr von der äußeren Welt. Dazu kann man auch Musik hören, die zu dem Land oder zu dem Ort passt, in den man sich hineinimaginieren möchte. Starten kann man mit der Vorstellung, dass das Flugzeug am Himmel seine Bahn zieht in Richtung Mittelmeer. Dort angekommen geht es direkt zum Strand, in die Hängematte unter Palmen. Man kann sich vorstellen, im Schatten der Blätter hin- und herzuschaukeln mit einem Drink in der Hand. Und so geht es weiter mit den angenehmen Vorstellungen im eigenen Kopf, was sich aber auch direkt auf das körperliche Wohlbefinden auswirkt.

Fantasiereisen sind imaginäre Ausflüge, bei denen man Erfahrungen macht, die man im Alltag nutzen kann. Die Reisen ermöglichen es zu entspannen. Ein Gefühl der Gelöstheit und des Wohlbefindens entsteht. Sorgen, Ängste und Probleme treten in den Hintergrund. Es ist ein angenehmer Zustand. Solche Reisen haben aber durchaus auch eine konkrete Auswirkung auf unsere Umwelt. Für den Klimaschutz sind sie ideal, wenn dadurch die eine oder andere Flugreise wegfällt.

In den Anleitungen für Fantasiereisen wird empfohlen, die richtige Umgebung zu wählen. Es ist wichtig, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, zum Beispiel mit einer Matratze oder einem Kissen auf dem Boden. Dann sollten Telefone und vor allem Mobiltelefone außer Reichweite sein. Bequeme Kleidung und Entspannungsmusik gehören auch dazu. Optimal ist es, im Garten oder auf der Wiese in fantastische Welten zu Reisen. Frische Luft sei immer gut, heißt es.

Auf den Flügeln der Fantasie bei einem guten Glas Wein

Die Brücke zwischen den fantastischen Welten und der Realität auf ganz andere Weise geschlagen haben die Lauffener Weingärtner mit einem ihrer Vorzeigeprodukte. „Lesestoff“ haben sie einen ihrer Weine getauft. Und dazu gibt es immer auch die entsprechenden Literaturempfehlungen. Es ist der „Wein für Literaturdurstige“. In Kooperation mit Verlagen werden regelmäßig Neuerscheinungen präsentiert. Dazu gehört zum Beispiel der Familienroman „Saubere Zeiten“ von Andreas Wunn.

Der Autor beschreibt darin eine Art fantastische Reise: Als Jakob Auber erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt, kommt er zurück an den Ort seiner Kindheit an der Mosel. Dort beschäftigt er sich mit der Vergangenheit seiner Familie und die schuldhafte Verstrickung seiner Vorfahren. Seine Spurensuche führt Jakob bis nach Rio de Janeiro, wo er die Tochter des jüdischen Besitzers der Drogerie trifft, in der der Aufstieg seines Großvaters begann.

Die Weingärtner im baden-württembergischen Lauffen wollen ihre Kunden mit Kreativität und Fantasie locken und damit auch die Region touristisch bekannt machen, auch wenn sie eine Persönlichkeit als „Weingenießer des Jahres“ auszeichnen. Im Jahr 2023 ist dies der Schauspieler Walter Sittler geworden.

Wo Himmel und Erde sich küssen

Wer eine fantastische Umgebung für einen Gottesdienst unter freiem Himmel sucht, für den lohnt sich ein Blick nach Bayern – im Sommer eine klassische Urlaubsregion, die Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland anzieht. Unter dem Motto „Dem Himmel ganz nah“ feiert hier im Sommer die evangelische Landeskirche Berggottesdienste. Das Besondere daran beschreibt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im Magazin der evangelischen Kirche für Kur und Urlaub: „In Bayern bezaubert mich die Natur stets aufs Neue. Beim Anblick des betörenden Bergpanoramas, der Hügel und Täler voller skurriler Felsformationen in wunderschöner Natur stockt mir oft der Atem. Berge sind für mich ein Punkt, an dem sich Himmel und Erde küssen. Berggipfel sind Orte, an denen es höher und weiter nicht geht. Ich fühle mich dann Gott ganz besonders nahe“, schreibt der Bischof. Diese Erfahrung der Gottesnähe hat sich nach seinen Worten auch in den Geschichten der Bibel niedergeschlagen. „Die Schönheit der Natur und die Erhabenheit der Berge sind für mich ein Hinweis auf die Gegenwart Gottes. Diese Sinnes-Erfahrung darf ich genießen, tief in meinem Herzen abspeichern und mit hinein in meinen Alltag nehmen“, sagt Heinrich Bedford-Strohm.

Die Fantasie kennt auch keine Grenzen, wenn es um Orte für Trauungen und Taufen geht. So lassen sich Paare auf einem Floß trauen. Taufen finden inzwischen häufig an Flüssen wie der Isar oder im Fünfseenland statt.  Auch am Gebirgsbach werden Taufen abgehalten, immer öfter auch im heimischen Garten.

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