Hans Rosling: Factfullness Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist

Ullstein Verlag, Berlin, 2019, 393 S., kart., 19,00 EUR, E-Book 14,99 EUR

„Die Lage der Welt ist viel besser, als gemeinhin angenommen, das Weltbild der meisten Menschen ins Negative verzerrt“. Das ist in Kürze die These, die der 2017 an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorbene schwedische Professor für Internationale Gesundheit Hans Rosling in Factfulness vertritt.

Mit unzähligen Beispielen, Statistiken und Diagrammen (für die die von ihm gegründete Gapminder-Stiftung sogar eine eigene Software entwickelte) versucht er diese These zu untermauern. Die angeführten Erfolge bei der weltweiten Armutsbekämpfung, Reduzierung der Kindersterblichkeit, Schutz der Ozonschicht oder Alphabetisierung sind in der Tat beeindruckend (sie reichen bis hin zu einer Statistik über die gewachsene Anzahl spielbarer Gitarren pro 1 Mio. Menschen). Zweifellos ist es ein Grund zur Freude, dass es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen ist, nicht nur die durchschnittliche Lebenserwartung zu erhöhen, sondern auch die Lebensqualität für einen großen Teil der Weltbevölkerung massiv zu verbessern. Und im Vergleich zu den schätzungsweise 25-50 Mio. Toten durch die Spanische Grippe vor hundert Jahren sind die aktuell ca. 2,2 Mio. Todesopfer der Corona-Pandemie – bei einer inzwischen mehr als vervierfachten Weltbevölkerung – tatsächlich ein Zeichen des Fortschritt.

Zu kurz kommt bei Roslings Aufklärungseifer allerdings, dass seine Euphorie allen, die auch heute auf der Schattenseite der Verhältnisse stehen, leicht als Zynismus vorkommen kann. Störend ist zudem die reißerische Selbstinszenierung, mit der er seine Thesen vorträgt – voll naiver Selbstgewissheit, dass allein er dank seiner Statistiken imstande ist, die Welt so zu sehen und zu zeigen, „wie sie wirklich ist“.

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