Thomas Seiterich: Letzte Wege in die Freiheit Sechs Pfadfinderinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Hirzel, Stuttgart 2023, 208 S., 24,00 EUR, E-Book 21,90 EUR

Der Journalist Thomas Seiterich hat ein Gespür für Themen, die zwar abseits des Mainstreams liegen, aber umso interessanter sind. Das ehemalige Redaktionsmitglied des kritischen katholischen Magazins „Publik Forum“ kennt sich im kirchlichen Bereich aus wie kaum ein anderer. Vor allem kann er auch spannend erzählen. Es geht in seinem Buch „Wege in die Freiheit“ um eine bislang unbekannte Episode der NS-Geschichte. Marcelle Faber-Engelen und fünf Freundinnen bei den Straßburger Pfadfinderinnen konnten von 1940 bis 1943 mehreren hundert jüdischen und politischen Flüchtlingen im besetzten Elsass das Leben retten.

Seiterich beschreibt die geheimen Wege über die Vogesen in den Westen und im Süden in die Schweiz, die von der Untergrundhilfe, die die sechs Pfadfinderinnen in der katholischen Pfarrei St. Jean in Straßburg gegründet haben, für Regimegegner, Jüdinnen und Juden sowie Kommunisten und Militärs gefunden worden sind. Es ist ein bewegendes Beispiel für Mitmenschlichkeit und Zivilcourage, das angesichts von zunehmenden antisemitischen Strömungen aktueller denn je ist und einen breiten Leserkreis verdient.

Es ist eine Geschichte, die Mut macht und Hoffnung gibt. Nachdem sie rund 500 Verfolgte in Sicherheit gebracht hat, fliegt die Gruppe auf und wird von der Gestapo verhaftet. Der berüchtigte Nazi-Richter Freisler kennt im Prozess keine Gnade und verurteilt die jungen Frauen zum Tod durch die Guillotine. Papst Pius XII. setzt sich für die Frauen ein. Dass es ihm tatsächlich gelingt, Hitler dazu zu bewegen, die Verurteilten zu begnadigen, kommt einem Wunder gleich. Es ist eine fast unglaubliche Geschichte, die der Autor erzählt. Dies ist ein ermutigendes Beispiel dafür, dass sich trotz Unterdrückung und Terror Widerstand von empathischen Menschen regt.

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