Der Garten des Waldes ist vielfältig Reisende lernen im Herzen von Borneo exotische Speisen kennen

Eine exotische Frucht macht gegenwärtig bei Vegetariern in Deutschland Karriere: die Jackfrucht. Sie sieht zwar von außen etwas plump und unförmig aus, ihr Innenleben entpuppt sich dagegen als ungeheurer verwandlungsfähig und taugt sogar als Grundlage für Gulasch oder Bolognese-Soße.

Dort, wo die Jackfrucht ursprünglich wächst, ist sie schon immer Bestandteil der Küche. Das Fruchtfleisch der unreifen Früchte wird in Kokosmilch gekocht und als Gemüse gegessen, wie Panduh Tukat erklärt. Der Leiter des Büros der Stuttgarter Umweltorganisation Fairventures im indonesischen Teil der Insel Borneo hat gerade eine frische Frucht vom Baum gepflückt und geöffnet. In reifem Zustand wird das innere gelbliche Fleisch entkernt und roh als Süßspeise verzehrt. Auch die Samen werden gekocht und geröstet verzehrt und schmecken ähnlich wie Esskastanien.

Große Ähnlichkeiten mit der Jackfrucht, die als die größte auf einem Baum wachsende Frucht gilt, weist Durian auf. Beide werden als Quelle von Nährstoffen und Vitaminen geschätzt. Aber Europäer rümpfen bei Durian meist die Nase. Der Name „Stinkefrucht“ weist auf den Grund hin. Der unangenehme Geruch, den das Obst ausströmt, hält zumindest viele europäische Besucher vom Verzehr ab.

Zwischen Palmölplantagen und Wiederaufforstungsprojekten

In der Provinz Zentralkalimantan will die Organisation Fairventures, die mit Interessenten jedes Jahr eine Studienreise unternimmt, auch den beginnenden Tourismus unterstützen. Sie arbeitet dabei mit lokalen Veranstaltern zusammen, die Reisen ins Herzen Borneos anbieten. Dabei stehen Ausflüge in die Natur und ein Besuch bei den vom Aussterben bedrohten Orang-Utans genauso auf dem Programm wie ein Blick auf die dramatische Entwaldung durch Palmölplantagen oder illegale Goldminen sowie auf die Wiederaufforstungsprojekte von Fairventures mit schnellwachsenden Hölzern. Eine Million Bäume wurden gepflanzt, u.a. mit Unterstützung von „Brot für die Welt“, 100 Million sollen folgen, wofür auch Investoren gewonnen werden sollen. Unter den Bäumen bauen die Kleinbauern Gemüse, Kakao und Erdnüsse an.

Zu Besuch bei den Dayaks

Die Projekte liegen im Siedlungsgebiet der christlichen Dayaks, die vor Ankunft der Missionare Kopfjäger waren. Der Geschäftsführer von Fairventures kennt die Menschen vor Ort, seit er jahrelang eine Holzfachschule der Basler Mission leitete. Er schwärmt bis heute von den lokalen Gerichten, die zu großen Teilen aus den „Früchten des Waldes“ bestehen. Diese Erfahrung machen die Besucher besonders beim Besuch des traditionellen Langhauses im idyllisch mitten im Wald gelegenen noch ursprünglichen Dorf Malahoi. Dies ist eines der wenigen noch intakten Gemeinschaftshäuser der Dayak in der Region.

Ein Programmpunkt für die Besucher ist nicht nur eine Fahrt auf von den Bewohnern selbst gefertigten Flößen auf dem Baringen-Fluss, sondern auch eine Führung durch den Wald-Garten. Als Jäger und Sammler ernähren sich die Dayak traditionell von dem, was im Urwald wächst und lebt. Aber durch die Veränderungen der Lebensverhältnisse haben sich auch die Ernährungsgewohnheiten geändert. Grundlage jeder Mahlzeit, vom Frühstück bis zum Abendessen, ist inzwischen Reis. „Diesen essen wir drei Mal am Tag“, bestätigt Panduh Tukat, der noch mitten im Urwald aufgewachsen ist, der heute längst abgeholzt ist.

Aus dem Wald auf den Tisch

Aber auch heute noch kann man beobachten, wie die Frauen, die das Essen zubereiten, frische Zutaten aus dem Wald vor ihrer Haustür holen. Schweinefleisch gehört auch zum Speiseplan. Früher, als es noch keinen Kühlschrank gab, wurden die Nachbarn eingeladen, wenn ein Schwein geschlachtet wurde. Heute wird bei festlichen Anlässen ein Ferkel am offenen Feuer gegrillt. Auch Fisch ist beliebt, besonders Tilapia (Barsch) oder Catfish (Welse), die aber wegen der vielen Umweltgifte nicht mehr aus den großen Flüssen stammen.

Als Beilagen beliebt sind Bambus, der dem Spargel ähnelt, Rattan sowie verschiedene Grünpflanzen. Und nie fehlen darf die scharfe Würzsauce Sambal auf Chili-Basis mit Tomaten und Zwiebeln. Entscheidend ist, dass alles mit dem Mörser zerkleinert und zu einer Paste zerrieben wird. Der intensive Geschmack ist der Lohn für die Mühe bei der Zubereitung. Und wer einmal die Gerichte auf dem Dorf gekostet hat, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.

www.fairventures.org und www.facebook.com/jantungkalimantan/

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