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Antisemitismus Ausgabe 1/2020

Jüdische Menschen werden auf offener Straße bespuckt, Synagogen angegriffen, jüdische Stätten geschändet. Der Antisemitismus ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Wie erleben das die betroffenen Menschen? Und was können wir dagegen tun?
Ein Heft über Ausprägungen und Hintergründe des Antisemitismus sowie über die Frage, wie angesichts der Situation in den besetzten palästinensischen Gebieten eine politische Israel-Kritik aussehen kann, die frei von Antisemitismus ist.

Mahnmahl am Donau-Ufer in Budapest zur Erinnerung an die Pogrome an Juden (Foto: Eric Lansaw, Pixabay, CC0)

Stichwort: Sekundärer Antisemitismus

Moses Moskovitz, ein amerikanisch-jüdischer Beobachter, hat bereits 1946 in einem „Postwar Report“ auf eine neue Form des Antisemitismus hingewiesen: „Solange den Deutschen der moralische Mut fehlt, die Konsequenzen der nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden zu akzeptieren, werden sie versuchen, den Ankläger zu verbannen und sie werden ihn als Störenfried denunzieren.“ Er erkannte in der Abwehr jeder Verantwortung für das Geschehene eine typische Haltung der Deutschen. Für diese Haltung prägte Theodor W. Adorno in den frühen 1950er Jahren den Begriff des „Schuld- und Erinnerungsabwehr-Antisemitismus“ bzw. 1959 den des „sekundären Antisemitismus“.

Immer wieder werden jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet (Foto: Jan Stuxhlik, Pixabay, CC0)

Was tun gegen Antisemitismus? Aktiv werden, statt Hilflosigkeit und Wegschauen

Antisemitismus ist nicht nur ein historisches Phänomen. Laut einer EU Studie sagen fast 90 Prozent aller Juden, der Antisemitismus habe in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Wo Politiker nach dem Anschlag in Halle überrascht reagierten, war man es injüdischen Gemeinden keineswegs.