Einsamkeit Ausgabe 1/2023
Einsamkeit ist beides: Last und Lust des Lebens, Enge und Weite der Empfindung, Grund zur Melancholie, aber auch ein Grund heiteren Lebensgenusses. Und das Für-sich-Sein kann auch eine (spirituelle) Chance bergen.
Einsamkeit ist beides: Last und Lust des Lebens, Enge und Weite der Empfindung, Grund zur Melancholie, aber auch ein Grund heiteren Lebensgenusses. Und das Für-sich-Sein kann auch eine (spirituelle) Chance bergen.
Seit Corona ist Einsamkeit kein Tabu mehr. Die Pandemie legte offen, woran das Gemeinwesen schon länger erkrankt war. Das neoliberale Ideal, allein und selbstbestimmt zu leben, hat eine dunkle Kehrseite.
Das Gefühl der Einsamkeit fordert seelsorgerliche Praxis heraus, ist aber zugleich eine spirituelle Ressource, etwa indem sie Glaubenden Räume zur Gottesbegegnung eröffnet.
Positive Einsamkeit ist eine Form des selbstgewählten Alleinseins. Sie ist Ausdruck der Souveränität und Kultivierung der Person, ihrer Fähigkeit über ihre Zeit zu verfügen und mit sich selbst etwas anfangen zu können.
Einsamkeit kann in manchen Situationen dazu führen, dass wir über uns selbst hinauswachsen, z.B. bei Extremsportarten wie dem Triathlon.
Eremiten sind teils wunderliche Gestalten, so wie es den sprichwörtlich leicht wunderlichen und entrückten Wissenschaftler gibt. Teils handelt es sich um rational gut nachvollziehbare Rückzüge, bei Geistlichen etwa zu Studium und Meditation.
Die Bibel erzählt von schmerzhafter Einsamkeit in variantenreichen Geschichten: als Verlassensein von anderen Menschen oder schlimmer als Verlassensein von Gott. Und an manchen Stellen stellt sich gar die Frage: Kann auch Gott selbst einsam sein?
In den letzten Monaten wurde viel über den Aktivismus der Klima-Bewegung und ganz speziell über den Protest der Aktivist*innen der „Letzten Generation“ debattiert. Lena Herbers forscht zu Theorie und Praxis von zivilem Ungehorsam und ordnet die aktuellen Formen der Klimaproteste ein.